Frage

Im Januar 2011 stellte der Tierarzt bei unserer Westiehündin Tiffany einen 3,5 Zentimeter grossen Tumor fest. Der Laborbefund bestätigte einen aggressivstmöglichen Krebs. Im Juni 2011 starb Tiffany 12-jährig. Zwei unabhängige Tierärzte versicherten mir, dass das Krebsrisiko um 90 Prozent kleiner gewesen wäre, hätten wir Tiffany im ersten Lebensjahr sterilisieren lassen, oder um 50 Prozent, wenn sie innerhalb der ersten zwei Lebensjahre operiert worden wäre. Tiffany war sieben Jahre alt, als wir sie aufnahmen. Wir hätten nun gerne einen Welpen. Die Hundezüchterin will, dass wir uns schriftlich verpflichten, ein Weibchen nicht vor Ende des zweiten Lebensjahrs sterilisieren zu lassen, damit es vollständige körperliche Reife erreicht. Ich bin hin- und hergerissen zwischen der Aussage der Tierärzte und der Sichtweise der Hundezüchterin wie auch unserer Hundecoiffeuse, die die Meinung der Hundezüchterin teilt. Was raten Sie?

Sandra Heger, Biel BE

Das sagt Dr. Thomas Schneiter

Dr. Thomas Schneiter ist Spezialtierarzt FVH in der Tierklinik Sonnenhof in Derendingen SO

Es tut mir sehr leid, dass Sie Tiffany nicht mehr haben. Unsere Haustiere werden zwar immer älter – aber mit zunehmendem Alter nimmt auch die Häufigkeit von Tumorerkrankungen zu. Sie schreiben, dass eine Kastration das Erkrankungsrisiko vermindert. Ich nehme an, dass es sich beim Krebs Ihres Hündchens um einen Mammatumor – das heisst um einen Tumor der Milchdrüsen – gehandelt hat. Der Mammatumor ist mit Tierärzteeiner Erkrankungshäufigkeit von 26 Prozent die häufigste Krebsart bei Hündinnen. Die Hälfte aller Zubildungen am Gesäuge der Hündin ist bösartig. Bösartig bedeutet, dass die Mammatumoren Ableger in anderen Organen machen oder nach einer Operation wieder wachsen können. Ableger von Mammatumoren finden sich in den Lymphknoten und auch in der Lunge.

Die Auskunft Ihrer Tierärzte kann ich nur bestätigen. Eine Kastration vor der ersten Läufigkeit vermindert das Krebsrisiko massiv, eine Kastration vor der zweiten Läufigkeit bringt diesbezüglich etwas weniger. Eine Kastration nach der zweiten Läufigkeit ändert am Mammatumor-Erkrankungsrisiko nichts mehr. Durch die Kastration können ausserdem Erkrankungen von Eierstöcken und Gebärmutter, vor allem die häufig vorkommende Gebärmuttervereiterung, verhindert werden.

Die Hundezüchterin verlangt, dass Sie ihre neue Hündin nicht vor dem zweiten Lebensjahr kastrieren, damit der Hund die körperliche Reife erreicht. Westies sind sehr frühreif. Die körperliche Reife erreicht ein Westie mit

acht bis zwölf Monaten. Vom gesundheitlichen Aspekt her spricht alles dafür, den Hund früh zu kastrieren. Ich würde bei Fragen der Gesundheit dem Urteil Ihrer Tierärzte mehr vertrauen als dem Urteil der Hundezüchterin oder der Hundecoiffeuse.

Dr. Thomas Schneiter
dr. Qualipet

Dr. Q-Pet

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