Frage

Meine kleine Yorkshire-Terrier-Hündin (9) ist kastriert, gesund und munter, anhänglich und überhaupt nicht aggressiv. Sie geht zu allen Leuten hin, auch zu Kindern, und lässt sich streicheln. Mein Problem: Je älter sie wird, umso ängstlicher wird sie. Wenn ich mit ihr spazieren gehe, und es gibt ein lautes Geräusch oder einen Knall, springt sie panikartig davon. Kennt sie sich aus, dann rennt sie blitzartig nach Hause oder zum Auto, auch über gefährliche Strassen – egal, wie laut ich nach ihr rufe. Auf unbekanntem Terrain kommt sie, wenn ich Glück habe, irgendwann zurück oder steht still. Ich getraue mich nun nicht mehr, sie frei laufen zu lassen, halte sie immer an der langen Leine. Aber ein Hund muss doch frei herumspringen können, finde ich. Ich habs mit homöopathischen Tropfen und einer Blütenessenzmischung gegen Lärmempfindlichkeit probiert, gebracht hat dies nichts. Was kann ich noch tun? Bleibt wirklich nur die Leine?

Marlene Schlagenhauf, Uster ZH

Das sagt Dr. Brigitte Bütikofer

Dr. Brigitte Bütikofer ist Tierärztin in der Tierklinik Sonnenhof in Derendingen SO. Sie absolviert zurzeit eine Ausbildung in Verhaltensmedizin.

Angst vor Lärm und Geräuschen haben viele Hunde. Oft beginnt die Lärmempfindlichkeit mit Angst vor einem bestimmten Geräusch – zum Beispiel Gewitter. Die Geräuschangst weitet sich aber gerne auf viele andere Geräusche oder Situationen aus, die entweder ähnlich tönen oder die mit dem ursprünglich Angst machenden Ereignis zeitlich verknüpft sind. So bekommen manche Tiere Angst vor Wind, wenn am Anfang eine Gewitterangst besteht. Zeigt ein Hund Angstsymptome – zu Beginn meistens noch mild – wie Zusammenzucken, Schwanz einziehen oder Verkriechen, haben wir verständlicherweise die Tendenz, ihn zu bemitleiden und zu trösten.

Der Hund versteht unsere Körpersprache und unsere beruhigenden Worte als Belohnung. Wir zeigen ihm somit, dass es richtig ist, Angst zu haben. Es lohnt sich für ihn, da er Aufmerksamkeit und Streicheleinheiten bekommt. Damit wird sein Angstverhalten von Mal zu Mal stärker werden. Hat ein Tier eine panikartige Geräuschangst entwickelt, wie Sie das bei Ihrer Hündin beschreiben, wird es sehr schwierig werden, diese zu therapieren. Oft kann man aber mit der richtigen Therapie und Technik eine deutliche Verbesserung und damit eine bessere Lebensqualität erreichen.

Deshalb empfehle ich Ihnen, einen Verhaltensmediziner (Adressen auf www.stvv.ch) aufzusuchen. Mit einer angstlösenden Therapie, langsamer Gewöhnung an abgeschwächte Geräusche und einer Verknüpfung mit positiven Gefühlen (Futter, Spiel) ist meistens eine Verbesserung möglich. Solange Ihre Hündin panikartige Flucht zeigt, dürfen Sie sie in der Nähe von Strassen sicher nicht frei lassen. Wenn sie so grosse Angst hat, kann sie nicht mehr richtig denken, und das kann für sie unter Umständen sehr gefährlich werden, wie Sie ja leider schon erlebt haben. Am besten lassen Sie sie auf einem umzäunten Platz (Garten, Hundeplatz) frei laufen.

Dr. Brigitte Bütikofer
dr. Qualipet

Dr. Q-Pet

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