Frage

Wir haben ein zwölf Monate altes Hamsterweibchen. Sie darf in einem leeren Zimmer mehrere Male die Woche ein paar Stunden frei herumlaufen. Ein Häuschen, Wasser und Futter hat es im Zimmer. Die Kabel sind entfernt. Allerdings kratzt sie am Verputz der Wände. Im Käfig uriniert sie immer ins Häuschen, wo sie schläft und ihr Futter hat. Das stinkt extrem, trotz Hobelspänen und Comfort-Einstreu. Im Häuschen ist auch noch Sand unter der Streu. Muss ich da etwas ändern?

Daniel Dutler, Pfäffikon SZ

Das sagt Dr. Michael Kull

Dr. Michael Kull ist Tierarzt an der Tierklinik Sonnenhof in Derendingen SO

Der Hamster ist ein nachtaktives Nagetier. Die meisten Hamsterarten sind Einzelgänger (auch Goldhamster) und benötigen keinen Sozialpartner. Umso wichtiger ist eine genügend strukturierte Umgebung, damit die Tiere sich beschäftigen können. Ansonsten entwickeln sie gestörte Verhaltensweisen. Ein Hamsterkäfig oder Terrarium sollte mindestens 15, besser jedoch 30 bis 40 Zentimeter tief eingestreut sein. Dabei ist für eine gute Durchmischung verschiedenster Materialien zu sorgen. Staubfreie Hobelspäne, Heu und Stroh bilden die Grundlage für ein natürliches Grabverhalten. Weiter sollte Nestmaterial (ungefärbtes Haushaltpapier oder spezielle Hamsterwatte) vorhanden sein. Kletteräste, Unterschlupfmöglichkeiten aus Holz oder Kork, ein Sandbad und ein Trinkgefäss vervollständigen die Einrichtung. Es können umgekehrte Keramikplättli oder Steine zum Abwetzen der Krallen angeboten werden. Diese Materialien müssen Sie stabil auf dem Boden platzieren, sodass die Tiere bei der Wühlarbeit nicht erdrückt werden können.

Der von ihnen beschriebene Freilauf ist löblich und kann für das Ausleben des Bewegungsdrangs positiv sein. Vermutlich ist diese Umgebung aber zu wenig strukturiert und lässt dem Tier keine richtige Versteckmöglichkeit. Dies kann zu Unbehagen führen und der Grund für das Wandkratzen sein. Das Kratzen befriedigt auch das natürliche Bedürfnis zum Abwetzen der Krallen. Hamster sind sehr reinliche Tiere. Sie richten sich in ihrem Käfig selber eine WC-Ecke ein. Häufig benutzen sie den Sand nicht nur als Bademöglichkeit für die Körperpflege, sondern verrichten auch gerne mal ihr Geschäft darin. Diese Ecke sollte täglich gereinigt werden, während ein Auswechseln der gesamten Einstreu einmal monatlich reicht. Ihr Hamster hat gerade die Ecke, wo das Häuschen steht, als Toilette ausgewählt. Ein Häuschen ist aber nicht unbedingt nötig, wenn die Einstreutiefe genügend Grabmöglichkeiten für das Erstellen eines eigenes Gangsystems mit Schlafkammer bietet. Versuchen Sie, ihm mehr Einstreu zur Verfügung zu stellen. So bieten Sie dem Nager die Möglichkeit, seine Versäuberungsecke beizubehalten und sich gleichzeitig eine neue Nestkammer einzurichten.

Dr. Michael Kull
dr. Qualipet

Dr. Q-Pet

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