Frage

Wir haben eine 5-jährige Mischlingshündin (hauptsächlich Schäfer). Vor einem Jahr haben wir einen Sohn bekommen. Susi leckt ihn ständig im Gesicht ab. Sie gehorcht uns eigentlich sehr gut, aber manchmal hört sie einfach nicht mit dem Lecken auf. Was bedeutet das? Ist es ein Zeichen des Beschwichtigens?

Nadine Jäger, Engelburg SG

Das sagt Dr. Brigitte Bütikofer

Dr. Brigitte Bütikofer ist Tierärztin in der Tierklinik Sonnenhof in Derendingen SO und Verhaltensspezialistin

Lecken ist eine häufige Verhaltensweise des Hundes; beim Essen, bei der Körperpflege und in der sozialen Kommunikation. Die Mutterhündin leckt jeden ihrer Welpen direkt nach der Geburt trocken. Das dient einerseits der Reinigung, aber auch der ersten, intensiven Kontaktaufnahme. Auch später leckt die Hundemutter ihre Welpen immer wieder – zur Förderung der Verdauung, zur Körperpflege und zum Festigen der Beziehung. Hunde und Wölfe ernähren ihre Welpen teilweise mit vorverdautem und wieder hochgewürgtem Futter, das die Welpen dem Muttertier aus dem Maul lecken.

Hunde lecken oder beknabbern vorzugsweise jene Artgenossen, zu denen sie eine besondere Beziehung haben. Belecken dient der Bestätigung der Zusammengehörigkeit und der gegenseitigen Bindung. Da sie keine Hände zum Liebkosen haben, «streicheln» Hunde halt mit Leckbewegungen. Sie verstehen umgekehrt unser Streicheln meist als soziale Fellpflege – und der damit verbundenen Zuneigung. Eine Hündin, die ein Kleinkind ableckt, zeigt also ihre Zuneigung und Fürsorge – so wie eine Hundemutter, die ihre Welpen ableckt.

Lecken als Beschwichtigungssignal ist meistens mit tiefer, unsicherer Körperhaltung verbunden. Die Zunge wird nur ganz kurz vorne an der Schnauze sichtbar. Ein anderer Aspekt des Ableckens ist die Hygiene: Ein Hund steckt seine Nase oftmals in unappetitliche Dinge, leckt sich Fell, Pfoten und Analgegend sauber.

Wichtig ist ein hohes Mass an Sicherheit, sowohl für ihren Sohn als auch für die Hündin. Konkret: Tier und Kind dürfen niemals ohne Aufsicht alleine gelassen werden, auch nicht für ganz kurze Zeit. Einer von beiden muss immer unter Kontrolle sein; Kinder im Krabbelalter lieben in der Regel «ihren» Hund und verfolgen ihn bis in den letzten Winkel. Aber auch Hunde haben Anrecht auf Ruhe. Das Risiko für verteidigendes Verhalten ist sehr gross – und jeder Hund kann beissen!

Mit zunehmendem Alter wird ihr Sohn lernen, sich auf die Bedürfnisse der Hündin einzustellen. Bis dahin sind Sie dafür verantwortlich, dass der Bub die Hündin nicht «ärgert». Falls Sie unsicher sind, empfehle ich Ihnen, einen Verhaltenstierarzt zu kontaktieren.

Dr. Brigitte Bütikofer
dr. Qualipet

Dr. Q-Pet

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