Frage

Seit Jahren halten wir auf unserer Parzelle rund ums Haus Schafe. Nun möchten wir uns noch andere Tiere anschaffen. Wir denken an Lamas oder Alpakas. Können wir diese Tiere auf den Schafweiden grasen lassen? Ist die Haltung dieser Tiere bewilligungspflichtig? Wie viele Tiere muss man halten, damit es ihnen wohl ist? Paarweise oder nur Männchen oder Weibchen? Kann das Fleisch gegessen werden?

Familie Iten, Unterägeri ZG

Das sagt Dr. Thomas Schneiter

Dr. Thomas Schneiter ist Spezialtierarzt FVH in der Tierklinik Sonnenhof in Derendingen SO

Lamas und Alpakas gehören zur Gattung der Neuweltkameliden. Neben ihrer neugierigen Art und ihrem besonderen Aussehen sind sie gut geeignet, um an Stelle von Schafen Weiden zu bewirtschaften, da sie aufgrund ihrer Anatomie und ihrem Fressverhalten die Weiden weniger schädigen als Schafe. Zwischen Lamas und Alpakas liegen die Unterschiede lediglich in Grösse und Gewicht – Alpakas wiegen ungefähr 60 kg, Lamas bis zu 150 kg. Ausserdem gibt es bei den zwei Arten verschiedene Felllängen und Farbvarianten. Es liegt also an Ihren Vorlieben, wofür Sie sich entscheiden. Einsetzen können Sie Neuweltkameliden zum Lama-Trekking, zur Fleisch- und Wollproduktion oder als reine «Rasenmäher».

Aus den südamerikanischen Anden stammend, sind sie hervorragend an tiefe Temperaturen angepasst: Sie leben bis auf 4000 m ü. M. und ertragen unterschiedlichste klimatische Bedingungen. Neuweltkameliden sind anfällig für ähnliche Erkrankungen wie Schafe und Ziegen. Ein massenhafter Parasitenbefall kann lebensbedrohliche Folgen haben. Deswegen muss ein gutes Entwurmungsregime mit periodischen Kotuntersuchungen eingehalten und eine sorgfältige Weidehygiene betrieben werden. Sie müssen die Weide regelmässig vom Kot befreien und immer nur eine Hälfte der Fläche beweiden. Damit senken Sie den Parasitendruck erheblich. Ihr Tierarzt wird Ihnen sicher beratend zur Seite stehen.

Die Gruppenhaltung ist auch für Neuweltkameliden gesetzliche Pflicht. In der freien Natur leben die Tiere in Herden mit Stuten und Jungtieren, angeführt von einem Hengst. Die Hierarchie ist dabei klar festgelegt, sodass es in der Regel kaum zu Konflikten kommt. Werden aber geschlechtsreife Hengste in Gegenwart von Stuten zusammen gehalten, finden Kämpfe statt. Eine solche Kombination ist nicht zu empfehlen. An Ihrer Stelle würde ich mit einer Stute und einem Hengst beginnen. Eine Bewilligungspflicht für Neuweltkameliden braucht es nur, wenn Sie deren Haltung gewerbsmässig betreiben. Auskunft gibt Ihnen der kantonale Veterinärdienst. Lama- und Alpakafleisch darf in der Schweiz produziert und verkauft werden. Es ist ausserordentlich fett- und cholesterinarm und deshalb entsprechend gesund. Lamas und Alpakas lassen sich nicht wie andere Nutztiere schneller mästen, indem man die Futterzusammensetzung ändert: Ihr Idealalter für die Schlachtung liegt unabhängig von der Fütterung bei 2,5 Jahren.

Dr. Thomas Schneiter
dr. Qualipet

Dr. Q-Pet

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