Frage

Unser Neubauprojekt verzögert sich, und unser Haus haben wir bereits verkauft. Also müssen wir für zehn Monate zu unserer Tochter ziehen. Sie hat zwei Katzen, die tagsüber im Freien leben. Wir haben zwei Hauskatzen, die sich nicht draussen aufhalten. Wir alle sind berufstätig. Da dieser Umzug so lange dauert, möchte ich die Katzen nicht weggeben. Haben Sie mir einen Tipp, wie ich am besten vorgehe? Ich habe schon an Lachsöl gedacht, mit dem ich alle vier kastrierten Kater bespritze. Vielleicht hilft ja der gleiche Geschmack, dass sie sich akzeptieren.

Therese Widmer, Gebenstorf AG

Das sagt Dr. Brigitte Bütikofer

Dr. Brigitte Bütikofer ist Tierärztin in der Tierklinik Sonnenhof in Derendingen SO. Sie absolviert zurzeit eine Ausbildung in Verhaltensmedizin.

Sie haben sich für die nächsten paar Monate eine nicht einfache Aufgabe gestellt. Vergesellschaftung von vier erwachsenen Katzen ist nicht einfach. Entscheiden Sie bereits vor dem Umzug, in welchem Teil der Wohnung Ihre Katzen zu Beginn leben sollen. Dieser Bereich ist ab jetzt für die beiden «heimischen» Kater Ihrer Tochter tabu. In der restlichen Wohnung bauen Sie Kartons, Kissen oder Ähnliches als Sichtschutz und als Rückzugsmöglichkeit auf. Damit sich die Kater Ihrer Tochter schon langsam an die veränderte Umgebung gewöhnen können. Wenden Sie auch Feliway-Diffuser an (erhalten Sie bei Ihrem Tierarzt). In beiden getrennten Katzenbereichen müssen genügend Katzenklos (je drei), Kratz-, Schlaf- und Futterbereiche vorhanden sein.

In den ersten Tagen nach dem Umzug bleiben Ihre Katzen im zugedachten Bereich, während sie Gerüche austauschen. Mal ein Schlafdeckeli wechseln, mal abwechselnd die Katzen mit einem Tuch abreiben. Danach bekommen Ihre Katzen langsam Freilauf durch die Wohnung, wenn die andern beiden draussen sind. Damit auch Ihre Kater langsam die Wohnung und die Rückzugsmöglichkeiten kennenlernen können.

Jetzt ist es Zeit für die erste Begegnung. Erwarten Sie nicht zu viel! Normalerweise wird zuerst ein wenig beschnuppert und gefaucht, bevor man sich knurrend zurückzieht. Auch Pfotenhiebe sind möglich. Das ist völlig normal! Bitte greifen Sie nicht ein! Beschränken Sie aber die ersten Zusammenkünfte zeitlich und schliessen Sie danach wieder die Türen. Diese normale Distanzierungsphase dauert je nach Katze Tage bis Wochen. Halten Sie die Katzen bei der ersten Begegnung nicht fest. Sie nehmen ihnen die Möglichkeit zur Flucht und Körpersprache.

Sollte die erste Begegnung viel heftiger ausfallen, dass sich die Katzen richtig «fetzen» und beissen, dann sollten Sie die Büsi trennen. Lassen Sie sich aber dabei nicht beissen! Falls die erste Begegnung wirklich so heftig ausfällt, sollten Sie Ihre Katzen für die zehn Monate getrennt von den anderen halten. Lachsöl ist eine Möglichkeit: Man kann allen (nach den ersten Kontakten) ein wenig auf die Pfötchen streichen. Die Katzen verbinden so ein positives Gefühl mit der Anwesenheit der andern, aber zu viel Öl im Fell kann Putzstress auslösen. Suchen Sie bei Problemen einen auf Verhaltensmedizin spezialisierten Tierarzt (www.stvv.ch) auf. Probleme (auch Markieren) sollten sich nicht festfahren. Viel Glück!

Dr. Brigitte Bütikofer
dr. Qualipet

Dr. Q-Pet

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Unsere Expertin S. Weilenmann antwortet!

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