Scheinträchtigkeit bei Hündinnen: So helfen Sie Ihrem Tier

Verhält sich Ihre Hündin plötzlich merkwürdig und zeigt neue Verhaltensmuster? Wenn sie beispielsweise anhänglicher ist als sonst, sämtliche Spielzeuge inklusive den Lieblingsschuhen von Frauchen/Herrchen in ihr Bettchen trägt oder sich auf dem Sofa mit Decken und Kissen eine Höhle «baut», dann ist sie möglicherweise scheinschwanger respektive scheinträchtig. Woher dies kommt, auf was geachtet werden sollte und wie Sie Ihre Hündin dabei unterstützen können, lesen Sie im folgenden Artikel.

Bei Hunden gibt es diverse Verhaltensmuster oder auch Reaktionen des Körpers, die entweder genetisch bedingt oder eine Art «Überbleibsel» aus grauer Vorzeit sind, als deren Vorfahren noch im Rudel lebten und gemeinsam durch das Land zogen. So auch die Scheinträchtigkeit. Hunde stammen bekanntlich von Wölfen ab, die noch heute in grossen Gruppen leben. Nur die Leitwölfin des Rudels brachte damals Junge zur Welt. Alle anderen, rangniedrigen Tiere waren dank der hormonellen Veränderung der Scheinträchtigkeit jedoch in der Lage, sich um die Aufzucht der Jungtiere zu kümmern, sie teilweise sogar zu säugen, wenn die Mutter beispielsweise auf der Jagd war.  Es handelt sich somit um keine Erkrankung, sondern um einen ganz natürlichen Zustand, der auch bei unseren unkastrierten Hündinnen auftreten kann.

Wann kann es zu einer Scheinschwangerschaft kommen?

Von einer Scheinschwangerschaft ist die Rede, wenn Hündinnen hormonell eine Trächtigkeit durchlaufen. Dies kommt allerdings nur bei unkastrierten Hundeweibchen vor. Dieser hormonell bedingte Zustand kann zwischen zwei bis acht Wochen nach der Läufigkeit und unabhängig davon, ob die Hündin gedeckt wurde, auftreten. Verantwortlich dafür sind die Hormone Progesteron und Prolaktin. Sie sind dazu da, um eine mögliche Schwangerschaft aufrecht zu erhalten. Nach der Läufigkeit sinkt der Progesteron-Spiegel zwar ziemlich schnell wieder, jedoch beginnt dann gleichzeitig die Ausschüttung von Prolaktin. Dem Hormon, das für die Milchproduktion sowie die restlichen «Muttergefühle» bei weiblichen Hunden verantwortlich ist. Je mehr Prolaktin bei Hündinnen produziert wird, desto grösser ist die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einer Scheinschwangerschaft kommt.

Die Symptome einer Scheinträchtigkeit

Es wurde vermehrt beobachtet, dass kleinere Hunde eher scheinträchtig werden als grössere Rassen. Jeder Hund reagiert bei einer Scheinträchtigkeit aber nochmals unterschiedlich. Es zeigen sich äusserliche Veränderungen sowie Veränderungen am Verhalten der Tiere.

Verhaltensauffällige Veränderungen:

  • Erhöhte Anhänglichkeit
  • Erschöpfung bis hin zur Teilnahmslosigkeit
  • Reduzierter Appetit
  • Nestbautrieb
  • Spielzeug, Schuhe oder Kissen werden häufig als Welpen angesehen und beschützt
  • Aggressiv gegenüber Artgenossen, teilweise sogar gegenüber dem Besitzer

Körperliche Veränderungen:

  • Anschwellen und Erwärmen des Gesäuges sowie der Zitzen
  • Ausfluss aus den Milchdrüsen
  • Druckschmerzen aufgrund des Milcheinschusses
  • Vergrösserter Bauchumfang

Den Ausnahmezustand gemeinsam meistern

Die hormonelle Ausnahmesituation kann für den Hund physisch sowie seelisch extrem belastend sein. Doch auch der Halter ist davon betroffen und leidet meist mit seinem Schützling mit. Bei der ersten Läufigkeit mit anschliessender Scheinschwangerschaft sind Hundebesitzer auch oftmals überfordert. Sie haben Mitleid mit Ihrem Hund und möchten einfach nur helfen, wissen aber nicht wie. Hier ein paar Tipps, wie Sie Ihren Liebling unterstützen können:

Ablenkung: Meist wirken lange Spaziergänge und frische Luft Wunder. Sie bringen Ihren Vierbeiner auf andere Gedanken und zudem schadet Bewegung nie! Was Spieleinheiten anbelangt gehen die Meinungen auseinander. Vor allem Plüschtiere mit Quitscher sollen den Mutterinstinkt wecken und die Scheinträchtigkeit verstärken. Während die einen dazu raten, Spielsachen von der Hündin fernzuhalten, plädieren andere strikt dagegen. Entscheiden Sie sich dazu, die «Ersatzwelpen» zu verbannen, dann machen Sie dies niemals vor den Augen Ihrer Hündin, sondern lassen Sie diese heimlich verschwinden. Sie sollten an einem Ort versteckt werden, an dem Ihre Hündin sie weder sieht noch riecht. Natürlich können Sie in Sachen Spielzeuge vorbeugend aktiv werden. Am besten ist es immer, wenn Sie dieses vor der Läufigkeit unbemerkt verschwinden lassen.

Zuneigung: Es kann gut sein, dass Ihre Hündin in dieser Phase viel mehr Aufmerksamkeit sucht als sonst. Wenn das der Fall ist, sollten Sie sie keinesfalls unbeachtet lassen. Zeigen Sie Verständnis für die hormonelle Veränderung in ihrem Körper, haben Sie Geduld und schenken Sie ihr die Aufmerksamkeit, die sie in dem Moment gerade braucht.

Vermeidung: Bei einer Scheinschwangerschaft schwillt das Gesäuge an und es wird teilweise sogar Milch produziert. Da jedoch keine Welpen da sind, wird sie die Milch nicht los und genau da liegt das Problem! Für die Hündin ist dies nicht nur unangenehm, sondern kann auch durchaus schmerzhaft sein. Viele scheinträchtige Hündinnen beginnen dann ihre Zitzen abzuschlecken, was alles andere als förderlich ist, denn dadurch wird der Milchfluss umso mehr angeregt. Versuchen Sie Ihr Tier so gut es geht vom Abschlecken abzuhalten. Falls Sie nicht ständig ein Auge auf sie werfen können oder Ihnen dies zu mühsam ist, bietet eine Halskrause effektiven Schutz. Eine weitere Möglichkeit ist, ihr ein Body des Tierarztes oder eines Ihrer T-Shirts anzuziehen. Schauen Sie einfach, mit was Ihre Hündin am besten klarkommt. Sollten sich ihre Zitzen entzünden, da sie doch schon mehrmals daran geleckt hat, sollten Sie bestenfalls Ihren Tierarzt nach Rat fragen.

Tiermedizinische Unterstützung: Beim Tierarzt gib es Medikamente, die bei Ihrer Hündin die Symptome der Scheinschwangerschaft lindern können. Beispielsweise gibt es Prolaktin-Hemmer, die das Ausschütten des Hormons blockieren. Damit werden vor allem die Symptome rund um das Gesäuge gemildert. Die Kastration ist hingegen eine langfristige Möglichkeit, durch die im Normalfall keine derartigen Anzeichen bei Ihrer Hündin mehr auftreten sollten. Ziehen Sie eine Kastration in Betracht, sollten Sie sich im Voraus aber gut darüber informieren. Keine voreiligen Schlüsse ziehen! Alles rund um das Thema Hunde kastrieren finden Sie in unserem Blog.

Wie lange dauert eine Scheinschwangerschaft bei Hündinnen?

Hormone sind bekanntlich unberechenbar. Daher ist es schwierig in Bezug auf die Dauer einer Scheinträchtigkeit genaue Angaben zu machen. Die hormonelle Verwirrung kann während «nur» zwei Wochen auftreten oder sich über ganze zwei Monate ziehen. Das kann von Hund zu Hund unterschiedlich sein. Wichtig ist, dass Sie Ihre Hündin während dieser Phase gut beobachten. Wenn die Scheinschwangerschaft sie stark einschränkt oder unter Stress versetzt, ist es sicherlich keine schlechte Idee einen Tierarzt aufzusuchen.


Mögliche Folgen der Scheinträchtigkeit

Scheinschwangere Hündinnen sind nicht krank und die Scheinträchtigkeit ist für sie auch nicht lebensbedrohlich. Die hormonelle Veränderung kann jedoch schwerwiegende Krankheiten hervorrufen. Mit der eingebildeten Mutterschaft tritt ein erhöhtes Risiko für bestimmte Krebserkrankungen und Probleme an den Geschlechtsorganen auf. Dazu gehören beispielsweise Milchdrüsenkrebs (Mammatumor), die Bildung von Zysten an den Eierstöcken, eine vereiterte Gebärmutter oder Entzündungen an den Milchdrüsen.

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Quellen:

  • https://uelzener.de
  • https://focus-tierarzt.de
  • https://www.tierklinik-ismaning.de
  • https://www.hunde-kausnacks.de
  • https://felmo.de
  • Adobe Stock

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