Zoonosen – Womit Haustiere uns anstecken können

An einem regnerischen Sonntag mit seinem Hund oder der Katze auf dem Sofa zu chillen und Netflix zu schauen hört sich gemütlich an. Dafür gibt es sogar einen Begriff «Petflix», schon gewusst? Kuscheln stärkt die Bindung zwischen Ihnen und Ihrem Haustier, aber wie steht es mit der Hygiene und gibt es Tierkrankheiten, die auf uns übertragen werden können?

Können unsere Haustiere uns mit Krankheiten anstecken?

Der Mensch stammt evolutionär betrachtet aus dem Tierreich. Dementsprechend gibt es Krankheitserreger, die Tiere sowie auch Menschen infizieren können. Gewisse Krankheiten (z.B. Vogelgrippe) können von Tieren auf Menschen übertragen werden. Dabei wird von «Zoonosen» gesprochen.

Um also die Frage zu beantworten: Ja, unsere Haustiere können Erkrankungen auf uns übertragen! Dazu gehören virus-, bakteriell-, parasitär-, und pilzbedingte Krankheiten.

Wie es zu einer Ansteckung kommt

Zoonosen lassen sich einerseits über den direkten Kontakt mit einem infizierten Tier übertragen, z.B. durch Kratzer oder Bisse, andererseits auch über den indirekten Kontakt mit Gegenständen. In beiden Fällen wird von Schmierinfektionen gesprochen. Die Erreger werden über eine Kette von Berührungen übertragen. Andererseits können sich Menschen auch durch Insektenstiche/-bisse von Mücken oder Zecken, sogenannte Vektoren, anstecken. Weiter ist das Übertragen von Krankheiten auch über kontaminierte Lebensmittel (z.B. Fleisch, Eier, Milch aber teilweise auch pflanzliche Lebensmittel) möglich.

Wie gefährlich sind Kratzer und Bisse wirklich?

Bei Bissen ist besonders Vorsicht geboten! Denn über den Hunde- oder Katzenspeichel können Bakterien übertragen werden, die zu schweren Blutvergiftungen führen können. Nehmen Sie einen Hunde- oder Katzenbiss also niemals auf die leichte Schulter, denn die Mundhöhlen der Tiere können viele Keime enthalten und genau diese sollten keinesfalls in Ihre Schleimhäute wie Mund, Nase oder Augen gelangen. Kratzer sollten Sie umgehend auswaschen und bestenfalls desinfizieren. Kontaktieren Sie im Zweifelsfall Ihren Hausarzt, um Schlimmeres zu vermeiden.

Symptome, bei denen Sie nach einem Kratzer oder Biss einen Arzt aufsuchen sollten:

  • Entzündung
  • Rötung
  • Schwellung
  • Heisse Wunde
  • Schmerzzunahme

Die bekanntesten Zoonosen im Überblick

Die Liste der Krankheiten ist lang und die Erreger sehr divers:

Tollwut – Durch Viren ausgelöst und lebensbedrohlich!

An Tollwut erkrankte Tiere sind schnell an ihrem aggressiven Verhalten und der starken Speichelproduktion (häufig wird von «um’s Maul schäumen» gesprochen) zu erkennen. Die Viren können durch Kratz- und Bissverletzung in die menschlichen Blutbahnen gelangen und uns so infizieren. Eine Ansteckung ist aber auch möglich, wenn lediglich deren Speichel auf die menschlichen Schleimhäute gelangt. Bei Hunden dauert es etwa zwei bis drei Wochen bis erste Symptome auftreten. Bei uns Menschen ist die Inkubationszeit hingegen deutlich länger. Typische Tollwutsymptome können bei uns auch erst nach mehreren Monaten auftreten. Aufgrund des gelähmten Atemzentrums führt Tollwut beim Tier allerdings fast immer zum Tod. Auch beim Menschen endet die Krankheit meist tödlich. Im Laufe der Geschichte gab es aber immer wieder Fälle, die Tollwut dank frühzeitigen Behandlungen, überlebt haben.

Tollwutviren sind eine Herausforderung, aber dank aufwändiger Impfköderaktionen gelten die meisten EU-Länder als tollwutfrei. In der Schweiz konnte die Tollwut bei einheimischen Tieren wie Füchsen sogar ausgerottet werden, was ein grosser Erfolg ist! Seit 1996 sind keine Fälle mehr bekannt, mit Ausnahme von Fledermäusen. Wichtig zu wissen ist, dass die Krankheit immer noch durch illegal importierte Tiere, meist Hunde, verbreitet werden kann. Wir sollten uns jedoch auf die positiven Fortschritte konzentrieren und beim Kauf eines Tiers sicherstellen, dass es aus einer qualifizierten Zucht (oder natürlich aus einem Tierheim) kommt und geimpft ist.

Spulwurm

Spulwürmer gehören zu den Fadenwürmern und sind die häufigsten Wurmparasiten, die bei Hunden und Katzen vorkommen. Sie ähneln gekochten Spaghetti und können bei Tieren bis zu 18cm und beim Menschen sogar ganze 50cm lang werden. Bereits in der Gebärmutter können Jungtiere mit den Würmern angesteckt werden. Weitere Ansteckungen erfolgen, wenn sie infizierte Nagetiere fressen oder Eier von Wildvögeln aufschlecken. Das Übertragen von Hund oder Katze auf den Menschen passiert oral oder auch über bereits zersetzten Kot in der Erde. Es reicht also, wenn ihr Liebling das Obst oder Gemüse aus dem Garten abschleckt und wir dieses anschliessend ungewaschen zu uns nehmen. Die Larven der Spulwürmer sind sehr robust und können mehrere Jahre ohne Wirt in der Umwelt überleben. Wurden Larven aufgenommen, dann gelangen sie über den Blutkreislauf in verschiedene weitere Organe. Dort entwickeln sie sich zu Würmern, die täglich mehrere tausend Eier legen können. Die Symptome sind Durchfall oder andernfalls Verstopfung, Blähbauch, Husten, Appetitverlust, Blutarmut, Krämpfe, Lähmungen und generelles schlechtes Befinden.

Achten Sie daher besonders darauf, das Obst/Gemüse aus dem Garten oder Wald gut abzuwaschen.

Leptospirose

Eine ebenfalls weltweit vorkommende Zoonose ist die Leptospirose. Hunde stecken sich häufig durch das Trinken aus stehenden Gewässern mit dem Erreger an. In den menschlichen Körper dringt das Bakterium über die Schleimhäute, aber auch durch die Haut. Eine Ansteckung erfolgt meist über direkten, aber auch indirekten Kontakt mit dem Urin infizierter Tiere. Die Symptome der Leptospirose ähneln einer Grippe. Häufig treten Fieber, Schüttelfrost, Glieder- und Kopfschmerzen auf. Die Krankheit kann aber durchaus auch schwerer verlaufen und Hirnhautentzündungen oder sonstige Schäden an Organen auslösen. Weitere Informationen können Sie in unserem Blog «Warum Hunde nicht aus Pfützen trinken sollten» nachlesen.

Toxoplasmose

Toxoplasmose ist eine Infektionskrankheit, die von einem mikroskopisch kleinen Parasiten verursacht wird. Der Erreger vermehrt sich im Darm der Katze und führt in der Regel zu keinen grossen Beschwerden. Häufig wird er gar nicht erst wahrgenommen und somit ist auch keine ärztliche Behandlung nötig. Bei Menschen mit intakten Immunsystem sieht dies nicht anders aus.

Falls Sie ein eher schwaches Immunsystem haben, kann die Krankheit diverse Organe oder sogar das Hirn befallen. Infektionen entstehen dann, wenn Menschen unbewusst mit Toxoplasma-Zysten aus Katzenkot mit den Händen in Berührung kommen und mit ungewaschenen Händen Lebensmittel o.Ä. in den Mund führen oder aber kontaminiertes Fleisch essen. Bei schwangeren Frauen ist das Risiko erhöht, dass die Krankheit auf das ungeborene Kind übertragen wird. Der Erreger kann zu Augenentzündungen, geschwollenen Lymphknoten, Fieber, Hirnschäden und sogar Behinderungen oder schlimmstenfalls einer Fehlgeburt führen. Um dem vorzubeugen, sollten schwangere Frauen die Finger von Katzentoiletten lassen und auf eine besonders gute Handhygiene achten. Vor allem nach dem Kontakt mit Erde oder Sand sollten die Hände gründlich mit Seife gewaschen werden.

Giardien

Giardien siedeln sich im Dünndarm ein und sind Einzeller, die Durchfall und Erbrechen auslösen. Der Erreger wird über den Kot des Hundes ausgeschieden und so auf den nächsten Wirt übertragen, z.B. durch Fressen von infiziertem Kot. Auch über kontaminiertes Wasser oder Nahrung können Giardien aufgelesen werden. Im Körper des Hundes vermehren sie sich dann mittels Zweiteilung. Wird der Erreger auf gesunde Menschen übertragen, so verläuft die Erkrankung meist problemlos. Für Kleinkinder oder ältere und geschwächte Personen stellen Giardien allerdings ein grösseres Risiko dar. Sie können zu sehr starkem Durchfall und somit zu Gewichtsabnahme führen. Um eine Verbreitung zu unterdrücken ist es wichtig, den Hundekot aufzunehmen und zu entsorgen. Auch sollten Sie Ihren Hund nur aus dem eigenen Napf fressen sowie trinken lassen und das Wasser täglich wechseln. Wissenswertes zum Thema Giardien finden Sie in unserem Blog:

Räude

Verschiedene Milbenarten können die hochansteckende Hautkrankheit Räude verursachen. Sie leben auf und/oder in der obersten Hautschicht von Wild- und Haustieren. Die Milben werden mittels direkten Kontakt vom einen zum anderen Tier übertragen (auch zwischen verschiedenen Tierarten möglich). Hunde können sich aber auch an einem mit Milben befallenen Fuchsbau anstecken. Durch inniges Kuscheln können die Milben ziemlich schnell vom Hund auf seinen Besitzer übertragen werden. Der Mensch ist allerdings ein Fehlwirt, d.h. dass sich die Milben in der menschlichen Haut nicht vermehren können. Bei Hunden sind typische Anzeichen von Räude starker Juckreiz, Schuppen und Rötungen an der Haut. Wird die Räude nicht behandelt, können sich später borkige Krusten bilden und die Haare ausfallen. Häufig kratzen sich Hunde sehr stark, sodass sich sogar wunde Stellen bilden. Betroffen sind meist Stellen an den Ellbogen, Sprunggelenken, am Buch oder den Ohrspitzen. Wenn es beim Menschen überhaupt zu Symptomen kommt, sind diese im Normalfall nur leicht und müssen auch nicht zwingend behandelt werden.

Pilzinfektion

Pilzinfektionen treten meist bei Katzen auf. Es können aber durchaus auch Hunde betroffen sein, doch weniger häufig. Der Pilz befällt die Haut und Haare unserer Haustiere. Der sogenannte «Katzenpilz» ist zwar unangenehm, aber ungefährlich, da er auf der Haut bleibt und die Organe nicht angreift. Meist ist die Nase, Ohren, Schwanz, Beine und Rücken unserer Lieblinge betroffen. Die Behandlung von Katzenpilz muss konsequent durchgeführt werden, denn die Pilzsporen sind sehr hartnäckig. Sie können immer wieder von Neuem ausbrechen, wenn sie nicht vollständig abgetötet werden. Lassen Sie Ihre Katze nach der Behandlung nochmals vom Tierarzt kontrollieren, um sicherzustellen, dass der Pilz auch wirklich restlos verschwunden ist. Geht der Infekt auf den Menschen über, treten nach ca. 10 Tagen erste Symptome auf. Es kommt zu kreisrunden roten Flecken auf der Haut, meist an den Händen und Unterarmen. Der Ausschlag kann von da auf den Oberkörper und schliesslich bis zum Kopf wandern, wo es zum Haarausfall kommen kann. Falls Sie eine infizierte Katze zu Hause haben, sollten Sie den direkten Kontakt zum Tier meiden.

Können uns auch Meerschweinchen, Hamster & Co. anstecken?

Wer zu Hause Kleintiere wie beispielweise Kaninchen, Meerschweinchen oder Hamster hält, muss sich im Normalfall keine Sorgen über einen ernsthaften Infekt machen. Der bekannte Kaninchenschnupfen ist beispielsweise nicht auf den Menschen übertragbar. Eine generelle Entwarnung gibt es bei Kleintieren aber nicht. Bei Hamstern wurde in seltenen Fällen der Befall mit tropischen Milben nachgewiesen, jedoch haben diese auf den Menschen keine ernsthaften Auswirkungen. Ein Milbenbiss führt maximal zu leichten Rötungen. Bei exotischen (Klein-)Tieren ist auch eine Infektion mit Salmonellen keine Seltenheit. Passen Sie diesbezüglich vor allem auf, wenn Sie Kleinkinder haben. Beim Überwintern von Igeln oder anderen Wildtieren müssen Sie ebenfalls besonders vorsichtig sein, denn diese können teilweise Hautpilze übertragen.

Es sind aber die «klassischen» Haustiere wie Hunde und Katzen, die Krankheiten an ihre Besitzer weitergeben können. Allein aufgrund ihrer Anzahl und durchaus häufiger als Sie denken. Die Ansteckungsgefahr wird bei nahem körperlichen Kontakt umso höher.

Wie wir uns schützen können

Seit der Corona-Pandemie sollte klar sein, dass Abstand halten und Händewaschen sehr wichtig ist! Um uns vor einer Ansteckung mit Zoonosen zu schützen ist Hygiene das A und O, auch im Zusammenleben mit unseren Haustieren. Reinigen Sie daher Bettchen,  Näpfe, Katzentoiletten, Ställe etc. regelmässig und bestenfalls bei 60 Grad. Halten Sie Ihr Zuhause sowie auch das Auto stets möglichst sauber. Achten Sie auch darauf, dass Ihre Tiere sauber sind – vor allem im Afterbereich. Sollte dies nicht der Fall sein, dann ab unter die Dusche oder in die Badewanne mit Ihren Liebsten und ran an die Fellpflege! Untersuchen und behandeln Sie Ihre Haustiere auch regelmässig gegen Flöhe und Zecken und entwurmen Sie sie regelmässig. Nur so können Sie sich vor einer möglichen Ansteckung schützen.

Braucht es eine Tierversicherung?

Mit einer Tierversicherung müssen Sie sich keine Sorgen machen, dass Sie sich zwischen der Gesundheit Ihres Haustieres und des Geldbeutels entscheiden müssen. Stattdessen können Sie sich darauf konzentrieren, Ihrem vierbeinigen Freund die Liebe und Fürsorge zu geben, die er/sie verdient. Zudem können Sie im Falle eines Notfalls bezüglich der finanziellen Aspekte beruhigt sein. Mehr Informationen zum Thema Versicherung finden Sie in unseren Blogs:

Hundeversicherung:

Katzenversicherung:

Fazit: Es ist wichtig zu verstehen, dass Krankheiten bei Tieren genauso auftreten können wie bei uns Menschen. Obwohl gewisse Tierkrankheiten auf uns übertragbar sind, sollten sie uns nicht davon abhalten, Haustiere zu halten. Denn sie sind die, die uns täglich unglaublich viel Liebe schenken und Freude bereiten. Die Anschaffung eines Haustiers soll aber stets gut überlegt sein. Denn eine 100%-ige Garantie haben Sie nie, dass der süsse Vierbeiner, in den Sie sich gerade verliebt haben, auch wirklich kerngesund ist. Tierkrankheiten können aus dem Nichts auftauchen. Je nach Krankheit kann es sein, dass Sie als Besitzer sehr tief in Ihren Geldbeutel greifen müssen. Mit ausreichend Bewegung und einer gesunden Ernährung tragen Sie aber schon sehr viel zur Gesundheit Ihrer Haustiere bei. Achten Sie zudem darauf, dass sich Ihre Haustiere in einer sauberen und hygienischen Umgebung aufhalten. So können Sie Ihre Lieblinge und sich selbst vor einigen Infekten schützen. 

Haben Sie schon Erfahrungen mit Zoonosen gemacht? Schreiben Sie einen Kommentar und helfen Sie mit, die Verbreitung von Krankheitserregern zu verringern.

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Quellen:

  • https://www.bag.admin.ch/
  • https://www.zoonosen.net/
  • https://www.tagesspiegel.de/
  • https://www.tierwelt.ch/
  • https://www.aponet.de/
  • https://focus-tierarzt.de/
  • Adobe Stock

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