Grüne Oase für Katzen: Gesicherte Balkone und Gärten

Hat der Winter endlich den Rückzug angetreten, steht bei Katzenhaltern, die über gesicherte Balkone und Gärten verfügen, ein gründlicher Frühjahrsputz an. Damit Balkone oder Gärten zu einer katzensicheren Umgebung und zur grünen Wellness-Oase für unsere Büsi werden, gilt es einiges zu beachten.

Balkone und Gärten sichern

Ungesicherte Balkone sind ein absolutes No-Go! Immer wieder kommt es vor, dass Katzen von einer Windböe erfasst werden, vom nassen Geländer abrutschen oder ihre Vorsicht beim Anblick eines Vogels oder Eichhörnchens vergessen. Der Sturz einer reinen Wohnungskatze – selbst, wenn sie kaum oder nur leicht verletzt landet – auf eine belebte Strasse ist immer lebensgefährlich für das Tier, das desorientiert ist und möglicherweise sogar unter Schock steht. Überprüfen Sie zunächst die Ausbruchssicherheit von Balkonen, Loggien, Freigehegen und gegebenenfalls des Gartens. Katzennetze, Rahmenkonstruktionen, Verankerungen und Zäune können – je nach Härte des vergangenen Winters – gelitten haben. Verlassen Sie sich nicht nur auf das, was Sie sehen, sondern rütteln Sie auch mal ordentlich an verdächtigen Stellen. Falls etwas repariert werden muss, ist der richtige Zeitpunkt vor der Neubepflanzung, beziehungsweise solange alles Grün noch kahl ist, sodass es Sie bei etwaigen Reparaturen nicht behindert. Sollten Neuanstriche erforderlich sein, informieren Sie sich im Fachhandel über giftfreie Farben und Lasuren. Mittlerweile gibt es hier eine grosse Auswahl an unbedenklichen, oft als kindersicher deklarierten Produkten für jeden Untergrund und Zweck.

Balkon katzensicher machen

Haben Sie gerade eine neue Mietwohnung bezogen und die Sicherung von Balkon oder Loggia steht erst noch an, denken Sie bitte daran, sich vorher mit dem Vermieter in Verbindung zu setzen und abzuklären, welche Ausbauten und Umgestaltungen gestattet sind. Es gibt Eigentümergemeinschaften, die sehr eigene Vorstellungen in Bezug auf die Optik der Hausfassade haben. Sollte Ihr Vermieter verbieten, Hauswände, den Balkon über Ihrem oder die Loggiadecke anzubohren, ist das allerdings ein nachvollziehbares Anliegen.

Ein Aus für Ihren gesicherten Freigang auf dem Balkon bedeutet es nicht zwangsläufig, denn es gibt auch Alternativen, ohne zu bohren. Eine Option bieten Teleskopstangen, die nur mit Klemmen befestigt werden. Mit etwas handwerklichem Geschick können Sie auch selbstständig einen Rahmen aus Vierkanthölzern bauen, der passgenau in den Raum eingesetzt wird. An diesem Rahmen wird edelstahlverstärktes Katzennetz befestigt, und zwar mit gerade so viel Spannung, dass es sich ohne Anstrengung gut etwa zwanzig Zentimeter nach aussen drücken lässt, sodass es sich bei Wind leicht bewegt. Der Grund: Ein straff gespanntes Katzennetz lädt zum Hochklettern ein, da es wesentlich mehr Halt bietet als ein lockeres. Von Letzterem lassen selbst kletterfreudige Miezen nach kurzer Zeit ab, da sie beim Versuch, die Pfoten neu einzuhaken ziemlich schnell merken, dass sie entweder nichts zu fassen bekommen oder aber eine instabile, «wabbelnde» Trittfläche, von der sie schnell ablassen. Bei feinmaschigen Katzennetzen ist es für Katzen schwieriger daran hochzuklettern als bei grobmaschigen Netzen. Wenn Sie oben kein Netz über die ganze Fläche spannen möchten und das Katzennetz bei einer gewissen Höhe endet, empfiehlt es sich, eine gewinkelte Variante zu wählen. Dazu eignet sich beispielsweise eine Befestigung von Katzennetzen mit einer gebogenen Teleskopstange.

Ausbruchsicherer Garten

Katzen sind begabte Kletterer und können dank ihrem flexiblen Rückgrat höher springen als manch einer denkt. Um einen Garten ausbruchsicher zu machen, braucht es einen Zaun. Für einen katzensicheren Zaun gibt es einiges zu beachten:

  • Sollte möglichst hoch sein (zwischen 1.50m und 3m)
  • Zaunpfähle mit glatten Oberflächen erschweren es Katzen hochzuklettern
  • Ein locker hängendes Katzennetz oder ein Zaun, der oben gewinkelt ist, verhindern, dass die Katze hinüberklettert
  • Der Zaun muss gut im Boden verankert sein, denn je nach Bodenbeschaffenheit können sich Katzen unter dem Zaun hindurch graben

Wer sich die Ausführung solcher Arbeiten selbst nicht zutraut oder hierfür keine Zeit hat, findet mit etwas Recherche professionelle Hilfe. Vielfach sind Katzenforen im Internet eine gute Anlaufstelle. Im Web findet man überdies Unternehmen, die sich auf die Konstruktion katzensicherer Balkone, Gehege und Gärten spezialisiert haben. Fragen Sie ruhig nach Referenzen und lassen Sie sich einen schriftlichen Kostenvoranschlag unterbreiten, der Sie und Ihr Budget vor unangenehmen Überraschungen schützt.

Umgang mit Insekten und Insektenstichen

Ein Balkon oder Garten voller blühender Pflanzen, aber ohne Insekten, ist leider aufgrund des weltweiten Insektensterbens in den Bereich des Möglichen gerückt. Erstrebenswert ist dieser Zustand keinesfalls. Andererseits sind die Ängste von Katzenhaltern vor schmerzhaften und vielleicht sogar gefährlichen Insektenstichen am Körper ihrer Lieblinge real. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass eine Wohnungskatze, für die Balkon, Freigehege oder Garten Neuland sind, einem höheren Risiko ausgesetzt ist, schmerzhafte Bekanntschaft mit Wespen oder Bienen zu machen. Die Reizschwelle, mit dem unbekannten Brummwesen zu spielen, ist überdies bei ihr viel niedriger als bei einem Freigänger, der Tag für Tag mit einer Fülle unterschiedlichster Umweltreize konfrontiert wird.

Für alle Katzen gilt jedoch: Versuch macht klug! Die meisten Katzen lassen Wespen und Bienen nach einem Stich in Ruhe, da sie das gelb-schwarz geringelte Flugobjekt mit dem Schmerz verknüpft haben. Wirklich gefährlich sind Wespen- und Bienenstiche am Kopf, insbesondere im Maul und Hals-Rachen-Bereich. Da hier rasch starke Schwellungen entstehen, besteht akute Erstickungsgefahr. Eine Katze, die selbst nach einem Stich an einer weniger empfindlichen Stelle (Muskulatur, Pfote) plötzlich hechelt, speichelt, riesige Pupillen bekommt oder gar zusammenbricht, gehört sofort in tierärztliche Behandlung – sie schwebt in Lebensgefahr. Auch Katzen können allergisch auf Insektengifte reagieren und einen sogenannten anaphylaktischen Schock erleiden. Wird eine Allergie bei Ihrer Katze festgestellt, lassen Sie sich unbedingt von Ihrer Tierarztpraxis ein Notfallmedikament mitgeben und sich in dessen Anwendung unterweisen.

Insekten vermeiden

Bitte vergessen Sie aus Sorge um Ihre Katzen nicht, dass Wespen, Bienen, Hummeln und Hornissen wichtige Nützlinge sind. In Deutschland und Österreich stehen Wespen sogar unter Naturschutz. Diese Insekten sind weitaus weniger aggressiv als oft behauptet – sie stechen meist, weil nach ihnen geschlagen wird oder man sie anpustet. Es gibt auch Bienen, die nicht stechen, beispielsweise die Mauerbiene. Mauerbienen gehören zu den Wildbienen, sie produzieren zwar keinen Honig, sind jedoch viel effektivere Bestäuber als Honigbienen. Mehr über Wildbienen erfahren Sie in unserem Blog.

Es gibt kaum tierfreundliche Wege, Insekten fernzuhalten, aber Sie können es vermeiden, sie aktiv einzuladen:

  • Verzehren Sie auf dem Balkon keine süssen Speisen und Getränke und lassen Sie dort keine Essensreste stehen.
  • Füttern Sie Ihre Katzen nicht auf dem Balkon, im Freigehege oder im Garten.
  • Stellen Sie sicher, keine Nistgelegenheiten für Wespen und Hornissen im gesicherten Freigang Ihrer Katze anzubieten, d.h. beseitigen Sie Nischen/Löcher im Mauerwerk und morsches Holz am Haus.
  • Platzieren Sie keine gerade blühenden Pflanzen auf dem Balkon oder im Freigehege. Insbesondere Lippenblütler (zu denen auch Katzenminze und -gamander zählen), sind attraktive Insektenweiden. Halten Sie diese in Pflanzkübeln, die Sie vorübergehend aus der unmittelbaren Umgebung Ihrer Katzen entfernen können.
  • Lassen Sie etwaige Wespen- oder Hornissennester schon in der Anfangsphase des Baus (zwischen April und Ende Juli) von Experten umsiedeln. Informationen hierzu bietet u.a. der Schweizer Tierschutz STS, Fachstelle Wildtiere.

Soll eine allergische Katze Balkon oder Freigehege nutzen können, ohne dass die Halter in ständiger Sorge leben, hilft nur ein sehr aufwendiges Einrüsten des Auslaufs mit Insektenschutzgaze beziehungsweise -gitter. Diese Lösung ist oft vonseiten des Vermieters und/oder aus Kostengründen nicht umsetzbar. Alternativ sollten gefährdete Allergiker nur unter der Aufsicht ihrer Menschen Garten, Gehege oder Balkon nutzen dürfen. In den Wochen, in denen Wespen besonders aktiv sind, ist es besser, die allergische Katze in der Wohnung zu behalten.

Die Wahl der richtigen Pflanzen

Für die Verschönerung von gesicherten Balkons und Gärten gibt es eine reiche Auswahl dekorativer Pflanzen, die für Katzen nicht giftig sind. Achten Sie jedoch penibel darauf, aus welcher Quelle die Pflanzen stammen. Sofern Sie diese nämlich nicht selbst ausschliesslich unter Verwendung von Bio-Dünger und gesunder, unbelasteter Pflanzerde aus Saatgut herangezogen haben, sind sie mit hoher Wahrscheinlichkeit schadstoffbelastet.

Gesunde Pflanzen ohne Düngerrückstände

Seien Sie kritisch: Sonderangebote von Discountern, Gartenabteilungen der Baumärkte und Gärtnereiketten sind so gut wie immer gegen Schädlinge gespritzt und werden oft mit stark umweltbelastenden Kunstdüngern rasch hochgezogen. Geben Sie lieber ein paar Franken mehr für gesunde Pflanzen aus der Bio-Gärtnerei aus, die in Ruhe heranwachsen durften. Vielleicht sehen diese Gewächse auf den ersten Blick nicht so perfekt aus, weil das eine oder andere Blatt angeknabbert wurde, aber insgesamt sind die Stängel und Blätter solcher Pflanzen durch die längere Wachstumszeit kräftiger und überleben auch eine Katzenattacke eher als ihre zu schnell aufgezogenen Pendants. Sollten Sie keine Bio-Gärtnerei in der Nähe kennen, können Sie sich auf der Homepage von Bioterra über entsprechende Anlaufstellen informieren.

Falls Sie Pflanzen ansiedeln möchten, deren Herkunft Sie nicht genau kennen, beherbergen Sie diese bitte mindestens vier, besser noch sechs Wochen unter Ausschluss Ihrer Katze, bevor Sie sie auf Balkon, Terrasse oder im Garten platzieren. In dieser Zeit konnte die Pflanze etwaige Düngerrückstände weitgehend abbauen, und auch die das Wurzelwerk umgebende Erde ist nicht mehr so stark belastet. Sofern die Pflanze Wasser von oben verträgt, können Sie mit mehrmaligem Abbrausen ein wenig nachhelfen. Falls Ihre Katzen gerne mal in Gartenerde buddeln, bedecken Sie die Umgebung dieser Pflanzen mit unbelasteter Erde und streuen Sie gegebenenfalls eine Schicht aus Steinen oder Pinienrindenschnitzeln darüber, um Ihre Miezen fernzuhalten.

Selbstredend sollte Ihre grüne Katzen-Oase nur mit unbedenklichem Naturdünger und mittels ökologischer Schädlingsbekämpfung gepflegt werden. Auch Insektenhotels sind eine grosse Bereicherung für jeden Garten, sofern Sie sich kundig machen, welche Ausführungen von Marienkäfern und Florfliegen wirklich angenommen werden, denn auch bei Insektenhotels gibt es grosse Qualitätsunterschiede.

Giftig oder nicht?

Die Zahl im Handel befindlicher Gartenpflanzen (auch genmanipulierter sowie Hybriden) ist unüberschaubar, weshalb es nicht möglich ist, eine Auflistung giftiger Balkon- und Gartenpflanzen zu bieten. Eine gute Gärtnerei ist immer die erste Anlaufstelle für die Frage, ob eine Pflanze katzensicher ist. Wenn diese die Frage nach der Giftigkeit nicht eindeutig beantworten kann, konsultieren Sie bitte die Website des Instituts für Veterinärpharmakologie und -toxikologie der Universität Zürich. Ausserdem gilt damals wie heute der bekannte Ausspruch des Arztes Paracelsus (1493–1541): Alle Ding’ sind Gift­ und nichts ohn’ Gi­ft; allein die Dosis macht, das ein Ding’ kein Gift­ ist. In der Praxis heisst das: Eine in Bezug auf Grünzeug extrem knabberwütige, vielleicht auch wenig instinktsichere Katze ist definitiv stärker gefährdet durch leicht reizende oder giftige Pflanzen als eine, die lediglich ab und zu ein paar zarte Blättchen Gamander goutiert und sonst nichts für «Gemüse» übrighat.

In unserem Blog «giftige Pflanzen für Hunde & Katzen», finden Sie Pflanzen, auf die Sie ganz verzichten sollten. Des Weiteren erhalten Sie wichtige Informationen zu Symptomen einer Vergiftung und Erste-Hilfe-Massnahmen.

Outdoor-Wellness

Damit nicht nur die Bepflanzung für Ihre Katzen interessant ist, bieten Sie Ihnen unbedingt noch andere Anreize, sich auf dem gesicherten Balkon, Garten oder Freigehege aufzuhalten.

Liegeflächen & Schattenplätze

Wichtig sind stabile Liegeflächen mit Auflagen, die sich gut reinigen lassen. Praktisch sind ausrangierte Gartenkissen mit Schaumstoffkern. Mit Klettband oder doppelseitigem Teppichklebeband auf einer glatten Unterlage befestigt, lassen sie sich leicht abnehmen und reinigen. Denken Sie daran, auch Schattenplätze anzubieten. Bei anhaltend hohen Temperaturen und südlicher Ausrichtung des Balkons oder Geheges kann es sinnvoll sein, eine Seite mit einem hellen Tuch zu verhängen oder einen professionellen Sonnenschutz anzubringen.

Katzen finden Wasser interessant

Viele Katzen finden Wasser durchaus attraktiv, vor allem bei höheren Temperaturen. Sofern Sie einen Teich in Ihrem Garten haben, der tiefer als 30 Zentimeter ist, sichern Sie ihn unbedingt mit einem Netz. So schützen Sie Ihre Katze vor dem Ertrinken sowie Fische und Amphibien vor Belästigung oder gar Gefressenwerden. Bieten Sie Ihren Büsi stattdessen einen sprudelnden Trinkbrunnen auf dem Balkon oder im Garten. Dieser lädt zur vermehrten Wasseraufnahme ein und wenn ein kleines Bassin dabei ist, können Sie Holzschiffchen oder Badeentchen hineinsetzen, mit denen so manche Katze gerne spielt. Auch in Papierschiffchen gelegte Leckerli, regen zur Beschäftigung mit dem Nass an.

Nur flache Teiche sind unbedenklich für Katzen, andernfalls benötigen sie eine sichere Abdeckung. Eine schöne Alternative ist ein Planschbecken exklusiv für Ihre Katze. Eine Auswahl an Hunde- & Katzenpools finden Sie hier.

Quelle:
Erschienen im Katzen Magazin 2/20, Autorin Bettina von Stockfleth
Video von heart_mainecoon20

Bilder:
© Adobe Stock

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