Hybrid-Katzenrassen – keine einfache Haltung

Der Mensch war schon immer fasziniert von Aussergewöhnlichem und Exotischem. Wer hat sich nicht schon einmal eine Raubkatze, einen Wolf oder ein anderes exotisches Tier als Haustier gewünscht? Kein Wunder also, dass die Nachfrage nach Hybridkatzen wie der Bengalkatze oder der Savannah-Katze gross ist. Aber lassen sich diese Kreuzungen von Wildkatze und Hauskatze gleich halten wie eine reguläre Hauskatze? In unserem Blog gehen wir auf die Herausforderungen und Problematiken der Haltung von Hybridkatzen ein.

Die Paarung von Wildkatze und Hauskatze

Die ersten Kreuzungen einer Hauskatze mit einer Wildkatze fanden im Rahmen einer Forschung in den 1970er-Jahren statt. Für die Studie wurde die asiatische Leopardenkatze mit einer Hauskatze verpaart. Ziel der Studie war es zu untersuchen, ob Wildkatzen Resistenzen gegen die feline Leukämie aufweisen, um dann allenfalls Impfstoffe herzustellen. Obwohl es heutzutage eine Impfung gegen FeLV gibt, sollte man keine FeLV negativen Katzen mit FeLV positiven Katzen zusammenhalten. Denn bei täglichem Kontakt mit den ausgeschiedenen Viren reicht die Impfung nicht aus, um Ihre Katze vor FeLV zu schützen. Nach der Studie wurden einige dieser Hybridkatzen an Privatpersonen abgegeben und die Zucht der Bengalkatze nahm ihren Lauf. Fasziniert von der Zeichnung der Bengalkatze, die an einen Mini-Leoparden erinnert, entstanden weitere Kreuzungen von Wildkatzen und Hauskatzen in der Hoffnung, eine Hybridkatze mit dem Aussehen einer Wildkatze und dem zahmen Charakter einer Hauskatze zu erhalten.

Für die Zucht von Hybridkatzen werden meistens eine männliche Wildkatze und eine weibliche Hauskatze miteinander gepaart. Da die männliche Wildkatze deutlich grösser und der Nackenbiss stärker ist als der einer Hauskatze, ist die Paarung für die Hauskatze sehr schmerzvoll und kann sogar tödlich enden. Die trächtige Mutterkatze trägt oft Junge in ihrem Bauch, die grösser sind als Katzenbabys von normalen Hauskatzen, was zu Komplikationen führen kann Die Tragezeit einer Katze ist rasseabhängig. Bei Wildkatzen dauert die Tragzeit in der Regel jedoch länger als bei Hauskatzen. Aus diesen Gründen kommt es bei Kreuzungen einer Wildkatze und einer Hauskatze häufig zu Fehl- oder Totgeburten.

Unterschiedliche Generationen von Hybridkatzen

Innerhalb der Hybrid-Katzenrassen grenzt man nach verschiedenen Generationen (auch Filialgeneration genannt) ab. Katzen, die aus der direkten Verpaarung einer Wildkatze mit einer Hauskatze stammen, gehören der ersten Generation (F1) an und bilden sozusagen die Tochtergeneration. Die zweite Generation (F2) wäre dann die Enkelgeneration und so weiter. Je höher die Generation, desto weniger Wildkatzen-Anteil weist das Tier auf.

In der Schweiz ist das gezielte Verpaaren von Hauskatzen und Wildtieren verboten. Darüber hinaus dürfen in der Schweiz Hybridkatzen aus der ersten und zweiten Generation nur mit einer Haltebewilligung gehalten werden. Laut Tierschutzverordnung dürfen bei den Rassen Bengalkatze und Savannah-Katze bereits Tiere aus der dritten Generation wie Hauskatzen ohne Halterbewilligung gehalten werden. Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) begründet dies wie folgt: «Bei den Bengal- und Savannahkatzen sind die männlichen Kreuzungsprodukte mindestens bis zur vierten Generation unfruchtbar, da es sich um Arthybride handelt. Deswegen werden die Hybridnachkommen der ersten Generationen üblicherweise mit Hauskatzen verpaart. Werden keine Rückkreuzungen mit Wildkatzen mehr vorgenommen, dürfen die Rassekatzen bereits ab der dritten Generation wie Hauskatzen gehalten werden.» Probleme bei der Haltung von Hybridkatzen und ihren Nachkommen

Hybridkatzen werden oft damit angepriesen, dass sie das Aussehen einer Wildkatze mit dem Charakter einer Hauskatze vereinen. In den meisten Fällen trifft dies jedoch nicht zu und Hybridkatzen sind meist wilder und anspruchsvoller als Hauskatzen. Diese Tatsache stellt für viele Besitzer eine grosse Herausforderung dar.

Wildtieranteil durch Handzucht zähmen

Damit Hybridrassen zahmer und zutraulicher werden, setzen einige Züchter auf Handzuchten. Der Nachteil bei Handzuchten ist, dass sie oft sehr früh von der Mutter getrennt werden und dadurch oft schlechter geprägt und sozialisiert sind. Viele Halter von Hybridkatzen oder deren Nachkommen berichten, dass der Wildtieranteil immer noch deutlich bemerkbar ist und ihre von Hybridkatze abstammenden Katzen wilder sind als gewöhnliche Hauskatzen. Zudem seien Triebe und Veranlagungen der Wildkatze deutlich erkennbar.

Hybridrassen benötigen viel Beschäftigung

Auch das hohe Aktivitätslevel von Hybridkatzen und ihrer Nachkommen stellt viele Halter vor eine Herausforderung. Bengalkatzen, Savannah und Co. wollen beschäftigt werden und neigen zu aggressivem Verhalten, wenn sie sich langweilen und ihren natürlichen Instinkten nicht nachkommen können. Spielen Sie mit dem Gedanken, sich eine Hybridkatze zu kaufen, sollten Sie sich unbedingt vorher über eine abwechslungsreiche Beschäftigung informieren.

Einige Indoor-Beschäftigungsmöglichkeiten finden Sie in unserem Blog «Katzen – Indoor-Beschäftigung für Sie und Ihre Katze».

Natürliche Instinkte – Krallenwetzen & Revier markieren

Hybridkatzen und ihre Nachkommen stammen aus Kreuzungen einer Wildkatze mit einer Hauskatze. Wildkatzen, die draussen ihr Revier markieren und ihre Krallenwetzen, um damit Beute zu reissen oder Bäume hochzuklettern. Die natürlichen Instinkte zum Krallenwetzen und Reviermarkieren sind daher bei Hybridkatzen oft über mehrere Generationen hinweg ausgeprägter als bei herkömmlichen Hauskatzenrassen, die über mehrere Jahrhunderte hinweg domestiziert wurden. Häufig kommt es daher vor, dass Savannah-Katzen, Caracats und Co. ihrem Instinkt zum Reviermarkieren nachgehen und lieber in eine Ecke oder den Wänden entlang urinieren, anstatt eine Katzentoilette zu benutzen. Auch die Kratzspuren an Wänden und Möbeln sind deutlich tiefer und mit höheren Schäden verbunden als bei einer Hauskatze ohne Wildkatzen-Anteil.

Welche Hybrid-Katzenrassen gibt es?

Die Nachfrage nach den exotisch aussehenden Hybridkatzen ist gross und immer wieder werden Versuche der Züchtung von neuen Hybrid-Katzenrassen unternommen. Die bekanntesten Kreuzungen zwischen einer Hauskatze und einer Wildkatze sind folgende:

Savannah-Katze

Die Savannah-Katze entstand aus einer Kreuzung einer Hauskatze und einem afrikanischen Serval. Ihren Namen erhielt die Savannah-Katze aufgrund des Lebensraums der Serval-Katze der afrikanischen Savanne. Heutzutage werden fast ausschliesslich Savannah und Savannah miteinander verpaart. Im Gegensatz zu herkömmlichen Hauskatzen sind Savannah-Katzen erst mit ca. 3 Jahren ausgewachsen und können deutlich höher springen. Dank ihrer Sprungkraft sollen sie aus dem Stand bis zu zwei Meter hoch springen können. Die Savannah-Katze hat lange Beine, einen kleinen Kopf mit verhältnismässig grossen Ohren und gehört mit ca. 45cm Schulterhöhe zu den grössten Hauskatzenrassen weltweit. Das Fell der Savannah-Katze hat einen goldenen bis beigen Farbton mit schwarzer Tupfenzeichnung. Der Bauch ist oft heller als die obere Seite. Auch die dunklen Tränenlinien sind sehr typisch für diese Rasse.

Caracat

Die Caracat ist eine Kreuzung aus einer Hauskatze und einem Karakal. Die Zucht der Caracat ist sehr umstritten, wodurch die meisten Zuchtversuche eingestellt wurden. Unklar ist auch die Entstehung der ersten Caracat. Einige berichten von Kreuzungen zwischen einer Abessinierkatze und einem Karakal in der USA, während andere erzählen, dass die Hybridrasse zufällig in einem Zoo in Moskau entstand. Laut Letzteren drang eine Hauskatze in ein Gehege eines Karakals ein und dieser paarte sich mit ihr. Die optischen Zuchtziele der Caracat sind die Zeichnung und Pinselohren des Karakals.

Bengalkatzen

Die Bengalkatze ist aus einer Kreuzung der asiatischen Leopardkatze (eine Wildkatze) mit einer kurzhaarigen Hauskatze hervorgegangen. Der Ursprung der Bengalkatze liegt in Amerika. Die Genetikerin Jean Mill versuchte bereits 1963 erstmals eine Asiatische Leopardenkatze mit einem schwarzen Hauskater zu kreuzen. In der Entstehung der Rasse wurden ausser der Asiatischen Leopardkatze auch noch Rassen wie die Ägyptische Mau, Abessinier, American Shorthair und getupfte Orientalische Kurzhaar eingekreuzt. Damit wollte man das Aussehen der Bengal-Katze weiter optimieren. Die heutigen Bengalen dürfen jedoch nicht mehr mit Wildkatzen eingekreuzt werden, sie werden also ausschliesslich reinrassig gezüchtet. Optisch überzeugen sie vor allem mit ihrer leopardenähnlichen Zeichnung.

Bengalen sind sehr aktiv, haben einen ausgeprägten Bewegungsdrang, können gut klettern und gehen vorwiegend nachts oder bei Dämmerung auf die Jagd. Sie gelten als sehr clever und lieben die Abwechslung. Mehr Informationen zum Aussehen und Charakter der Bengalkatze finden Sie auf unserem Blog:

Chausie

Die Chausie ist eine Verpaarung aus Hauskatze und Rohrkatze. Optisch besticht die Chausie mit ihrem athletischen Körper, den abgerundeten Ohren, dem keilförmigen Kopf und den walnussförmigen Augen. Bei der Chausie handelt es sich um eine intelligente und neugierige Katze mit einem hohen Bewegungsdrang. Oft wird sie beschrieben als menschenbezogene Katze, die gerne im Mittelpunkt steht.

Die richtige Ernährung ist essenziell

Auch bei der Ernährung muss bedacht werden, dass Hybridkatzen Wildtieranteil im Blut haben und Wildkatzen in der freien Natur auf die Jagd gehen. Es ist daher wenig verwunderlich, dass Halter von Hybrid-Katzenrassen berichten, dass Ihre Lieblinge herkömmliches Katzenfutter nicht vertragen. Bei der Wahl des Futters sollten Sie auf gesunde und qualitativ hochwertige Zutaten sowie einen hohen Fleischanteil achten. Auch erlesenes Gemüse, vitaminreiches Obst und Öle für Katzen sollten nicht fehlen.

Eine beliebte Alternative zum herkömmlichen Katzenfutter bietet die Rohfütterung (BARF), die bei Hybridkatzen sehr gut ankommt. Die Vorteile beim BARFen bestehen darin, dass die Nahrung von ernährungssensiblen Katzen genau kontrolliert werden kann und sie der natürlichen Nahrung der Katze am nächsten kommt. Mehr Informationen zur BARF-Fütterung finden Sie hier.

Quellen:

  • https://www.prowildlife.de/blog/wildkatzen-auf-der-couch/
  • https://www.med.vetmed.uni-muenchen.de/downloads/pressemappe/felv-infektion.pdf
  • https://www.hybrid-katzen.de/caracat-katze/
  • https://smylepets.com/
  • https://blog.qualipet.ch/katzen/bengal-katze/
  • https://www.welt-der-katzen.de/katzenhaltung/biologie/fortpflanzung/tragzeit-der-katzenarten.html
  • https://www.blv.admin.ch/blv/de/home/tiere/tierschutz/zuechten.html
  • Adobe Stock

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