Nach der Winterpause – Richtige Ernährung für Meerschweinchen im Frühling

Mit den ersten wärmenden Sonnenstrahlen zieht es nicht nur uns Menschen nach draussen, sondern auch die kleinen Nager geniessen die Wärme des Frühlings. Doch bevor sie den Freilauf geniessen können, müssen sie langsam an die steigenden Temperaturen und die intensivere Sonnenstrahlung gewöhnt werden. Was ist aber mit dem veränderten Futterangebot im Freigehege? Worauf sollte man achten?

Die Natur als Vorbild

Die Vorfahren der Meerschweinchen stammen aus kargen, feuchten Regionen Südamerikas, wo sie hauptsächlich Gräser, Kräuter, Rinden, Zweige und Blätter konsumieren. Ihre natürliche Nahrung ist vielfältig, was dazu führte, dass sich ihr Verdauungssystem ideal an diese Umweltbedingungen angepasst hat. Ihr Darm ist vergleichsweise lang, um die vielen Ballaststoffe aufnehmen zu können.

Die Aussenwände des Darms verfügen jedoch über wenig Muskelgewebe, da der Darm durch eine kontinuierliche Nahrungsaufnahme über den Tag hinweg gleichmässig belastet wird. Die Darmperistaltik, also die Bewegungen der Darmwände, sorgt dafür, dass die Ausscheidungen gleichmässig verteilt und grössere Partikel im Darm zerkleinert werden. Da die Tiere in freier Wildbahn kontinuierlich fressen und ausscheiden, ist keine regelmässige Peristaltik notwendig. Daher ist ein ausgewogenes und konstantes Nahrungsangebot auch für domestizierte Meerschweinchen von grosser Bedeutung.

Ernährungsprinzipien im Frühling

Eine kontinuierliche Versorgung mit Nahrung über den Tag verteilt ist wichtig, um den Verdauungstrakt der Tiere zu schonen. Eine ausgewogene Ernährung, die den Bedürfnissen der Meerschweinchen entspricht, sollte gewährleistet sein. Dazu gehören unter anderem:

  • Gleich- und Regelmässigkeit: Eine regelmässige Bereitstellung von Nahrung gewährleistet eine gleichmässige Zufuhr über den Tag hinweg, die in kleinen Portionen erfolgen sollte.
  • Hohe Verfügbarkeit von Vitamin C: Da der Körper eines Meerschweinchens das Vitamin nicht speichert, ist eine konstante externe Zufuhr unerlässlich.
  • Angemessener Rohfasergehalt in der Nahrung: Es ist wichtig, dass die empfindlichen Mägen der Meerschweinchen ausreichend mit Ballaststoffen versorgt werden. Dies unterstützt eine zügige Zersetzung der Nahrung, hält den Darm aktiv und vermeidet Gärungsprozesse.

Zahnpflege nicht vergessen

Da die Zähne der Meerschweinchen ständig wachsen, ist eine geeignete Futterergänzung erforderlich, um den Zahnabrieb zu gewährleisten. Neben Heu als Grundlage der Ernährung sollten daher auch geeignete Zweige und Rinden angeboten werden, die den Abrieb der Zähne unterstützen.

Heu als Grundlage

Heu mit seinem hohen Rohfaseranteil ist ein wichtiger Bestandteil der Ernährung und fördert die Verdauung und Zahnabnutzung der Tiere. Es sollte immer in ausreichender Menge zur Verfügung stehen, um den Tieren ein gesundes Futterangebot zu bieten. Ein «zu viel» an trockenem Gras kann es für die Nagetiere nicht geben.

Vorsicht bei frischem Grün im Frühjahr

Während des Winters wird oft auf die Gabe von frischen Gräsern verzichtet. Ein plötzliches Überangebot an Gras kann zu Verdauungsproblemen führen, daher sollte die Umstellung auf frisches Grün langsam erfolgen. Frisst der Nager zu viel Grünfutter, kann es im Magen zu gären anfangen und zu Blähungen, Magenkrämpfen oder Durchfall führen. Die Tiere sollten zunächst in kleinen Mengen daran gewöhnt werden, um mögliche Magen-Darm-Beschwerden zu vermeiden.

Über folgende Pflanzen würde sich Ihr Meerschweinchen freuen:

Meerschweinchen fressen hauptsächlich Süssgräser, die man am Blattansatz ausmachen kann. Sie haben nämlich am Blattansatz am Stengel ein Häutchen, während Zwiebelgewächse dieses nicht haben.

Spitzwegerich (Plantago lanceolata)



Spitzwegerich ist nicht nur schmackhaft und leicht verdaulich, sondern auch eine ideale Pflanze für Tiere mit Atemwegsinfekten. Er zeichnet sich durch seine parallel verlaufenden Blattnerven aus, die nicht von der Mittelrippe, sondern von der Blattbasis ausgehen.
Giersch (Aegopodium podagraria)



Nager lieben Giersch, die man an 3 gefiederten Blättern erkennen kann. Sie ist reich an Vitamin C und mag es gern schattig.
Herzgespann (Leonurus cardiaca)



Die Pflanze wirkt unter anderem krampflösend.
Goldnessel (Lamium galeobdolon)



Die Pflanze wächst oft flächendeckend und an schattigen Plätzen. Zu erkennen ist sie vor allem an der silbernen Markierung am Blatt. Sie kann bei Atemwegsinfektionen, Entzündungen und Appetitlosigkeit helfen und wird als würzig schmeckend beschrieben.
Löwenzahn (Taraxacum)



Der Löwenzahn ist «das typische Meerschweinchenfutter». Mit seinen Bitterstoffen ist er harntreibend und verdauungsfördernd.
Vogelmiere (Stellaria media)



Vogelmiere ist bei Meerschweinchen und bei Kaninchen sehr beliebt und wächst oft zwischen Gräsern oder am Rand und vermehrt sich schnell. Im Winter findet man sie an geschützten Stellen, z.B. unter Büschen oder Hecken – auch bei Schnee und Frost. Die Pflanze soll schmerzlindernd wirken und einen würzigen Geschmack haben. Man erkennt sie an ihrem kriechenden Wuchs und den eiförmigen, spitz zulaufenden Blättern.
Labkräuter (Galium)



Labkräuter haben vor allem eine harntreibende Wirkung, die dazu beiträgt, die Nieren gründlich zu durchspülen. Dies macht sie ideal zur Vorbeugung gegen Blasengries. Besonders Meerschweinchen und Kaninchen scheinen sie zu mögen.
Walderdbeere (Fragaria vesca)



Die Walderdbeere ist gerbstoffreich und daher gut für die Verdauung. Die Früchte sollen jedoch nur in Massen verfüttert werden.
Waldveilchen (Viola reichenbachiana)



Waldveilchen findet so ziemlich viele Meerschweinchen sehr lecker.
Wiesen-Bärenklau (Heracleum sphondylium)



Achtung, nicht mit Riesen-Bärenklau verwechseln! Wiesen-Bärenklau sollte, solange man es findet, auf dem Speiseplan der Meerschweinchen stehen. Sie fressen ihn sehr gern, ausserdem wirkt er gegen E. Cuniculi (Schiefkopf-Krankheit).

Die Liste liesse sich weiter fortführen. Es ist auf jeden Fall lohnenswert, vorher zu recherchieren, ob und welche Pflanzen man den Nagern verfüttern darf.

Gemüse und Kräuter

Frisches Gemüse und Kräuter sind eine willkommene Abwechslung auf dem Speiseplan der Meerschweinchen. Sie liefern wichtige Nährstoffe und Vitamine, die zur Gesunderhaltung der Tiere beitragen. Gemüse wie Salat, Gurken, Sellerie, Tomaten und Paprika sowie Kräuter sollten regelmässig in kleinen Portionen angeboten werden, um den Bedarf der Meerschweinchen zu decken. Sämtliche Kohlarten sowie blähende und durchfallfördernde Gemüsesorten sollten mit Vorsicht oder gar nicht verfüttert werden.

  • Blattspinat: Nur in geringen Mengen füttern.
  • Brokkoli: Täglich in kleinen Mengen füttern, stärkt die Abwehr. Da es aber ein Kohlgewächs ist, sollte es wirklich nur in kleinen Mengen verfüttert werden.
  • Gurke: Schale oft stark schadstoffbelastet, daher lieber schälen. Zu viel Gurke kann zu Durchfall führen.
  • Karotte: Gutes Winterfutter, gesund.
  • Knollensellerie: Nur schälen, wenn Schale verdorben ist oder faule Stellen aufweist. Unter der Schale liegen wertvolle Vitamine, sie darf gerne verfüttert werden. Gutes Winterfutter.
  • Kürbis: Immer schälen, Kerne entfernen. Keine Zierkürbisse!!
  • Paprika: Kerne und Strunk entfernen, hat viel Vitamin C.
  • Pastinake: Kalorien- und vitaminreich, gutes Winterfutter.
  • Romanesco: Sehr vitaminhaltig, bei Überfütterung Durchfall und Blähungen.
  • Rote Beete: Bitte vorher schälen, nur geringe Mengen, kann den Urin rot verfärben.
  • Salatherzen: Salatsorten immer vorsichtig anfüttern und nur geringe Mengen anbieten.
  • Spargel: Wirkt stark harntreibend.
  • Staudensellerie: Gutes Winterfutter.
  • Steckrübe: Gutes Winterfutter, kalorien- und vitaminreich.
  • Tomate: Alles Grüne entfernen (GIFTIG!), viel Vitamin C, aber Vorsicht: Nicht überfüttern.

Eine ausgewogene Ernährung ist auch im Frühling entscheidend für das Wohlbefinden und die Gesundheit unserer pelzigen Freunde. Daher sollte man darauf achten, dass die Meerschweinchen eine abwechslungsreiche und ausgewogene Ernährung erhalten, die ihren natürlichen Bedürfnissen entspricht.

Wann ist der richtige Zeitpunkt für das Aussengehege?

Im Frühjahr, wenn keine Fröste mehr zu erwarten sind und die Temperatur über 10°C steigt, ist es ideal, Meerschweinchen ins Freigehege zu bringen. Dabei ist es wichtig, dass Sie die Tiere langsam an die Aussenhaltung gewöhnen. Anfangs vielleicht erstmal nur tagsüber, nach etwa einer Woche können die Tiere dann auch dauerhaft draussen bleiben. Auch Tiere, die an die Aussenhaltung gewöhnt sind, sollten bei extremen Temperaturen von unter minus 10 Grad Celsius nachts in die Wohnung gebracht werden. Ein leicht beheizter oder kühler Raum wie die Garage oder der Keller eignet sich dafür. Auf diese Weise gewöhnen sich die Meerschweinchen nicht zu sehr an die Wärme und können tagsüber wieder in ihr Aussengehege. Kranke oder sehr alte Tiere sollten möglicherweise den Winter vollständig in der Wohnung verbringen. Deren Widerstandsfähigkeit ist geringer und sie können starken Kälteeinbrüchen oder nass-kaltem Wetter kaum widerstehen.

Ein geeignetes Gehege ist für die Aussenhaltung unerlässlich. Für kurzzeitige Ausflüge reichen einfache Gitterelemente, jedoch gilt es zu beachten, dass die Nager viel Platz benötigen. Je grösser die Gehege-Fläche ist, desto besser. Eine Abdeckung schützt vor Raubvögeln und anderen Eindringlingen. Für längere oder ganzjährige Aufenthalte im Freien ist ein solideres Domizil erforderlich, mit einem trockenen Häuschen für kalte Tage. Der Untergrund des Geheges kann mit Stroh, Kies oder Sand bedeckt sein, sollte jedoch auch bei Regen oder Schnee trockene Bereiche bieten. Mehr zum Freilaufgehege und zur Einrichtung finden Sie auf unserem Blog.

Quellen:

  • www.tierklinikennet.de
  • www.ivh-online.de
  • https://nagerschutz.de
  • meerschweinchenwiese.de
  • www.tiermed-zentrum.de

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