Schildkröten: Was zu einer tiergerechten Haltung gehört

Auf unserem Planeten sind viele verschiedene Arten von Schildkröten anzutreffen, im Wasser sowie auch an Land. Wenn es um die Haltung von Schildkröten als Haustiere geht, ist allerdings hauptsächlich die Rede von Europäischen oder Griechischen Landschildkröten. Wasserschildkröten sind komplizierter in der Haltung und daher seltener in Haushalten anzutreffen.

Sie möchten sich Schildkröten kaufen oder interessieren sich für die Haltung von Schildkröten? Wir haben für Sie die wichtigsten Informationen zusammengefasst, um Schildkröten eine tiergerechte Haltung zu ermöglichen.

Überlegungen vor dem Kauf

Eine tiergerechte Haltung beginnt schon vor dem Kauf des Tieres. Es ist also wichtig, keine voreiligen Entschlüsse zu fällen und sich den Kauf respektive die Haltung von Schildkröten gut zu überlegen. Ein intensives Auseinandersetzen mit der jeweiligen Tierart ist zwingend notwendig.

Schildkröten können bekanntlich sehr alt werden. Daher sollte jedem Schildkrötenfreund bewusst sein, dass er/sie mit der Anschaffung einer Schildkröte gleichzeitig auch eine langjährige Verantwortung trägt. Werden die Tiere richtig gehalten, können sie 100 Jahre alt werden, einzelne Tiere sogar noch älter. Aus diesem Grund und weil Schildkröten Wildtiere und keine Kuscheltiere sind, eignen sie sich nicht besonders gut als Haustiere für Kinder. Wünscht sich ihr Kind eine Schildkröte, sollte ihm oder ihr unbedingt der richtige Umgang mit den Tieren gezeigt werden. Schildkröten lassen sich nicht gerne herumtragen. Die Haltung ist eher aufwendig und es muss auch bei der Pflege und Ernährung auf einiges geachtet werden.

Sozialstruktur

Soziale Kontakte sind Schildkröten nicht besonders wichtig, weshalb sie gut allein gehalten werden können. Zu zweit sind sie meist nur während der Paarungszeit anzutreffen und in grösseren Gruppen werden sie höchstens an reichhaltigen Futterquellen gesehen. Falls mehrere Tiere gewünscht sind, sollte gerade bei Schildkröten ein genügend grosses Freilandgehege gebaut werden. Sodass sich die Tiere gut aus dem Weg gehen können, wenn sie ihre Ruhe brauchen und nicht gestört werden möchten. Verhaltet sich ein Tier gegenüber einem «Mitbewohner» aggressiv, muss es je nachdem vorübergehend oder dauerhaft von den anderen getrennt werden. Um Unruhe im Schildkrötenheim zu vermeiden, sollte bei der Haltung von mehreren Tieren unbedingt auf das Verhältnis der Geschlechter geachtet werden. Keinesfalls sollten zwei Männchen mit einem Weibchen gehalten werden. Die Männchen würden sich ständig untereinander messen und um das Weibchen kämpfen. Es werden auch keine Pärchen empfohlen, da das männliche Tier das Weibchen sonst oftmals zu sehr belästigt und dieses nicht zur Ruhe kommt. Das Halten von mehreren Weibchen und einem Männchen ist die optimale Form für die Haltung mehrerer Schildkröten, es kann aber in seltenen Fällen dennoch zu Auseinandersetzungen kommen.

Schildkröten Freilandgehege:

Die Europäischen und Griechischen Landschildkröten sind in mediterranen Gebieten Europas sowie in Nordafrika und Mittelasien verbreitet. Sie mögen trockene Lebensräume mit vielen Sträuchern und Büschen, teilweise Grasland, Dünen und manchmal auch gebirgige Landschaften. Ihre Freilandgehege sollten möglichst abwechslungsreich gestaltet werden.

Da Schildkröten wechselwarme Tiere sind und ihre Körpertemperatur sich somit der Umgebung anpasst, müssen ihnen genügend Sonnenplätze bereitgestellt werden. Sie lieben es, sich in der Sonne aufzuwärmen, suchen aber doch auch immer wieder mal ein schattiges Plätzchen, um nicht zu überhitzen. Ein guter Ausgleich zwischen Sonnen- und Schattenplätzen ist daher für ein Schildkrötenheim sehr wichtig.

Der Bodengrund muss über weiche Flächen, die begrabbar sind sowie feste Stellen verfügen. Damit wird das natürliche Verhalten der Tiere gefördert. Schildkröten sammeln sich ihr Futter auch gerne selbstständig zusammen, daher kann ebenfalls eine Wiese mit unterschiedlichen Wildkräutern angesät werden.

Damit die Landschildkröten nicht aus ihrem Freilandgehege entwischen, muss um dieses herum zwingend ein Zaun angebracht werden. In der Höhe sollte die Umzäunung mind. 40cm betragen.

Auch ein Schildkrötenhaus, das als Unterschlupf, Versteckmöglichkeit oder Überwinterungsplatz dient, gehört zu einer tiergerechten Schildkrötenhaltung dazu. Da sich Schildkröten gerne verkriechen, empfiehlt es sich, das Häuschen am Boden mit einem Gemisch aus Erde sowie Häcksel, Laub und/oder Stroh zu befüllen. Vor allem bei Regen und in der Nacht müssen sie sich zurückziehen können. Holz- oder Gewächshäuschen eignen sich dafür optimal. Zum Schutz vor nachtaktiven Jägern muss dieses in der Nacht zugeschlossen werden können und gut im Boden verankert sein.

Um die Einrichtung des Geheges zu vervollständigen, muss den Schildkröten ebenfalls eine grosse Wasserschale bereitgestellt werden. Diese soll einerseits als Trinkgefäss und andererseits als Bademöglichkeit dienen. 

Haltung von Schildkröten im Terrarium:

Eine Terrarien-Haltung von Landschildkröten ist zwar möglich, QUALIPET und der Tierschutz empfehlen jedoch für eine tierfreundliche Haltung eine Freilandhaltung. Weitere Informationen zu einer tierfreundlichen Haltung von Schildkröten finden Sie im Merkblatt des Schweizer Tierschutzes (STS).

Sollten Sie sich jedoch für eine Haltung von Landschildkröten im Terrarium entscheiden, sind folgende gesetzliche Anforderungen einzuhalten:

  • Mindestgrösse: Mindestens das Achtfache der Panzerlänge der Schildkröten. Die Breite des Terrariums mindestens halb so lang. Bei mehr als zwei Schildkröten kommt für jedes weitere Tier das Zweifache der Panzerlänge für die Länge und Breite des Terrariums dazu.
  • Ausstattung: Versteckmöglichkeiten, Schlafhäuschen sowie eine Wasserschale müssen vorhanden sein.
  • Temperaturen: Europäische Landschildkröten: 22-28 Grad, subtropische Arten: 24-30 Grad. Wärmespots sollen eine lokale Erwärmung bis 45 Grad ermöglichen.

Weitere Angaben zu den gesetzlichen Anforderungen an die Schildkröten-Haltung finden Sie auf der Seite des BLV.

Schildkrötenfutter:

Landschildkröten gehören zu den Pflanzenfressern und ernähren sich in freier Wildbahn von rohfaser- und möglichst kalziumreichen Wildkräutern und -gräsern, Blüten und Wurzeln. Bei uns sind die Pflanzen in den Frühlingsmonaten frisch und nährstoffreich und im Sommer trocknen sie häufig aus. Da der natürliche Rhythmus stets nachgeahmt werden soll, empfiehlt es sich, den Schildkröten im Frühling frische dunkelgrüne Blätter zu verfüttern. Dazu gehören Löwenzahn, Gänseblümchen, Erdbeer- und Himbeerblätter, Petersilie und vieles mehr. Im Sommer steht hingegen öfters und in grösseren Mengen gut riechendes Wiesenheu auf dem Speiseplan der Tiere. Trockenes Gras ist ebenfalls ein Muss und Sepiaschalen dienen des Weiteren als Kalziumspender. Der Frischfutteranteil wird deutlich reduziert. Darüber hinaus können Feldsalate, Obst und Gemüse jedoch keine Früchte verfüttert werden. Schildkrötenfutter gibt es auch in Zoofachhandlungen zu kaufen und kann mit frischen Pflanzen ergänzt werden.    

Überwinterung von mediterranen Landschildkröten:   

Landschildkröten verschlafen in der Regel fast ein halbes Jahr, meist von Mitte Oktober bis Mitte März. Dieses Verhalten wird auch Winterstarre genannt. Zum Wohle ihrer Gesundheit ist eine korrekte Überwinterung in winterfesten Schutzhäusern, gefüllt mit Erde, Holzschnitzeln und Laub essenziell. Es können auch spezielle Behälter wie beispielsweise Holzkisten für die Überwinterung angeschafft werden, um die Schildkröten im hauseigenen Keller zu überwintern. Der Keller muss allerdings zwingend störungsfrei sein und über eine konstante Temperatur zwischen 2 und 6 Grad verfügen. Bereits erkrankte und schwache Tiere sollten nicht eingewintert werden. Eine warme „Überwinterung“ ist in einem Krankheitsfall empfehlenswert, diese überstehen sie im Normalfall unbeschadet. Den kranken Schildkröten wird dabei der Sommer vorgespielt. Mit einer Beleuchtungsdauer von mind. 12 Stunden und Temperaturen von über 25 Grad können sich die Tiere am schnellsten erholen und bestenfalls wieder völlig gesund werden.

Schildkröten können sich im Garten respektive in ihrem Freilaufgehege selbst eingraben, meist suchen sie dabei ihre Häuser auf. Wichtig ist, dass jede Art von Überwinterung regelmässig kontrolliert wird. Im Freien können die Tiere bei eisigen Temperaturen erfrieren oder gar von Nagern angefressen werden.

Im Überwinterungszustand verharren sie regungslos, ihre Körpertemperatur passt sich dabei der kühlen Temperatur der Umgebung an. Eine Nahrungsaufnahme erfolgt kurz vor und während der Winterruhe keine. Vor dem Winterschlaf hören Schildkröten grundsätzlich selbst mit dem Fressen auf. Falls dem nicht so ist, sollten Sie als Halter das Futter schrittweise reduzieren und schlussendlich komplett einstellen.   

Nach Beendigung der Winterruhe sollten Sie als Erstes die Temperatur langsam steigern. Falls Sie Ihre Schildkröte im Keller überwintert haben, können Sie diese nun auch in ein etwas wärmeres Zimmer umquartieren. Um den Stoffwechsel wieder anzukurbeln, empfehlen sich danach lauwarme Bäder. Anschliessend darf die Schildkröte in ihre gewohnte Umgebung zurück, wo die UV-Bestrahlung die Futter- und Wasseraufnahme fördern sollte. Bei Nahrungsverweigerung nach der Winterruhe bitte Tierarzt aufsuchen.

Krankheiten bei Schildkröten:

Schildkröten sind sehr empfindlich, was die Nahrung anbelangt. Wird ihnen etwas Unpassendes zum Fressen verabreicht, so werden sie schnell krank. Ein Grossteil der Krankheiten ist bei Schildkröten entweder auf die Ernährung oder auf eine unzureichende Haltung zurückzuführen. Am Panzer der Schildkröte kann einiges «abgelesen» werden. Ernährt sich die Schildkröte von zu viel Eiweissquellen, verformt sich ihr Panzer und wird wellig. Brüchig und porös wird er, wenn zu wenig Mineralien über die Nahrung aufgenommen werden.

Wie wir Menschen können sich auch Schildkröten erkälten. Sie verweigern dann oftmals ihre Nahrung und geben merkwürdige Atemgeräusche (schweres Atmen) von sich. Auch kann sich deren Bindehaut röten und Flüssigkeit abgesondert werden.

Eine der gefährlichsten Krankheiten bei Landschildkröten ist die Herpesinfektion. Bei dieser Krankheit bildet sich häufig ein gelber Zungenbelag. Auch Atemnot oder Schluckbeschwerden können auftreten. Des Weiteren ist oft zu beobachten, dass sich betroffene Tiere nicht mehr normal bewegen und Schleim aus der Nase und dem Rachen austritt.

In Zweifelsfällen empfehlen wir Ihnen, Ihren Tierarzt zu kontaktieren.

Quelle:

  • https://www.blv.admin.ch
  • http://www.tierschutz.com
  • https://www.planet-wissen.de
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