Warum leckt mein Hund mich ab?

Wenn der Hund mit seiner schlabbrigen Zunge über die Haut des Menschen leckt, muss er sich auf unterschiedliche Reaktionen gefasst machen. Was einige Personen als total eklig empfinden, sorgt bei anderen für einen absoluten Jö-Effekt. Nichtsdestotrotz fragen Sie sich, was das ständige Ablecken zu bedeuten hat? Ob es Sinn macht, die kalten Schnauzen zurückzuweisen oder Ihren Liebling für den nassen «Hundekuss» zu loben?

In diesem Blog haben wir mögliche Gründe zusammengetragen, die Ihnen hoffentlich Aufschluss darüber geben, weshalb Ihr Hund Sie ableckt.

Die erste soziale Interaktion

Das erste was Welpen nach der Geburt spüren, ist die nasse Zunge ihrer Hundemami. Lecken ist also die erste soziale Interaktion, die Hunde kennenlernen. Hundemütter lecken ihre Welpen ab, um sie zu säubern, eine Bindung zu ihnen aufzubauen, deren Kreislauf anzuregen, den Geruch von jedem Hundebaby aufzunehmen oder um ihre kleinen Bäuche nach den Fütterungen zu massieren. Nach kurzer Zeit wenden es die kleinen Fellnasen auch untereinander an. Von da an gehört das «Abschlecken» zu ihrem normalen Verhaltensmuster und drückt ihre Stimmung aus. Manche Hunde wenden dieses Muster auch im Erwachsenenalter und bei Menschen noch an, bei anderen kommt die Zunge nur selten zum Einsatz.

Andere Gründe, wieso Hunde Menschen ablecken, können folgende sein:

Als Liebesbeweis und/oder um Zuneigung zu schenken

Wenn Sie entspannt zu Hause auf dem Sofa liegen, sich Ihr Hund ganz nahe an Sie kuschelt und Sie beginnt abzulecken, dann ist dies meist ein Zeichen von Zuneigung und grenzenloser Liebe. Streicheleinheiten erwidert er, indem er Ihre Hand ableckt und signalisiert so, dass er es geniesst. Er fühlt sich in Ihrer Anwesenheit also sehr wohl und vertraut Ihnen. Nach intensiven Spieleinheiten kann es auch vorkommen, dass Hunde die Nähe zu Frauchen und Herrchen suchen und diese versuchen abzulecken. Damit möchte der Hund zeigen, wie sehr er es liebt mit seinem Besitzer zu spielen. Sie können dieses Verhalten als eine Art Wertschätzung des Hundes aufnehmen. Innerhalb eines Hunderudels wird häufig beobachtet, dass sich die Rudelmitglieder untereinander liebevoll «abschlecken». Meist zeigt sich das Ablecken aus Liebe oder um Zuneigung zu schenken während den Ruhephasen.

Vor Freude

Falls Sie von der Arbeit oder dem Einkaufen nach Hause kommen und Ihr Hund Sie schwanzwedelnd an der Türe empfängt und dabei Ihr Bein oder Ihre Hand ablecken möchte, ist dies seine Art und Weise einer freundlichen Begrüssung. Er möchte damit ausdrücken, wie sehr er sich freut Sie zu sehen und Ihnen mitteilen, dass er Sie mag. Wenn Ihr Hund allein zu Hause war und Sie das Haus oder die Wohnung bei der Rückkehr so antreffen wie Sie es verlassen haben, ist das sehr positiv. Sie sollten Ihren Schützling in diesem Moment unbedingt dafür loben, dass er brav auf Sie gewartet hat und dürfen ihn selbstverständlich ganz intensiv kuscheln. 

Bei Unterwürfigkeit

Oftmals unterwerfen sich unsichere Hunde anderen Rudelmitgliedern, die ein dominantes Auftreten an den Tag legen. Meist ist der dominante Hund auch der ranghöhere im Rudel und wird von rangniedrigeren Artgenossen abgeleckt. Meist lecken sie dann rund um deren Maul, ducken oder drehen sich seitlich weg, um diese zu beschwichtigen. Wenn Sie als Besitzer der «Rudelführer» sind und somit «den Ton angeben», kann dieses Verhalten auch bei Ihnen vorkommen. Ziel des Hundes ist es Sie mit seiner zwar feuchten, aber sehr weichen Zunge zu beruhigen, wenn Sie beispielsweise nervös oder traurig sind. Manche Hunde gesellen sich auch zu ihren Besitzern und lecken deren Hände, Arme, das Gesicht usw. ab, wenn diese sich streiten. Diese Art von Ablecken kann als sehr anständig eingestuft werden.

Um zu Markieren

Jeder Hundebesitzer weiss was Markieren bedeutet und dass dies zur Natur des Hundes gehört. Beim Thema Markieren kommt Ihnen aber wahrscheinlich nicht direkt das Markieren über den Speichel in den Sinn, sondern viel mehr die ständigen «Pipipausen» bei denen nur wenig Urin abgesetzt wird. Beim Markieren über den Speichel geht es vor allem um persönliches Eigentum und nicht um ihr Revier zu kennzeichnen. Das Markieren über den Urin wird meist gezielt und absichtlich gemacht. Über den Speichel kann es aber durchaus auch unabsichtlich passieren, beispielsweise beim Spielen mit einem Ball oder Stofftier. Wenn der Hund das Spielzeug mit seinem Maul fängt und umherträgt, wird dieses automatisch seinem Speichel ausgesetzt. Speichel an Hundespielzeug lässt Artgenossen wissen, dass dieses bereits Eigentum eines anderen ist. Manche Hunde ignorieren das Spielzeug dann komplett, andere greifen trotzdem zu und müssen in diesem Fall auch mit Konsequenzen rechnen. Das ist allerdings bei jedem Hund unterschiedlich. Doch nicht nur Hundespielzeug, sondern auch seine Besitzer sind für den Hund eine Art «Eigentum». Mit dem Ablecken Ihres Gesichts, Ihrer Ohren oder Ihren Armen möchte er anderen Hunden klar machen, dass Sie ihm gehören. Auch wird der Speichel bei neugeborenen Welpen eigesetzt, um diese zu «kennzeichnen». Anderen Hunden wird durch den Geruch des Speichels auf dem Fell der Jungen bewusst, dass sie die Mutter ist.

Zur Geruchsaufnahme

Hinter dem «Abschlecken» kann auch der pure Versuch einen gewissen Menschen besser kennenzulernen stecken. Denn Hunde nehmen ihre Umwelt nicht nur über die Nase, sondern auch über die Zunge war. Somit kann durchaus vorkommen, dass Sie bei der ersten Begegnung mit einem Hund direkt von dessen Zunge «abgeschlabbert» werden. Gerade Junghunde setzen sich täglich mit neuen Gerüchen auseinander, die genau inspiziert werden müssen. Dazu wird häufig die Zunge eingesetzt. Wenn Sie beim Aufeinandertreffen mit einem Hund direkt abgeleckt werden, ist dies grundsätzlich ein gutes Zeichen. Ein Beweis dafür, dass sich der Hund mit Ihnen auseinandersetzt, Sie kennenlernen möchte und langsam versucht eine Bindung zu Ihnen aufzubauen. Daher können Sie die «Hundeküsse» als eine Art Kompliment aufnehmen. Würde der Hund Sie nämlich von Beginn an unsympathisch finden, würde er anders auf Sie reagieren, wenn nicht sogar völlig ignorieren.

Als Kommunikationsmittel

Hündinnen verständigen sich mit ihren Welpen, indem sie ihnen über ihre kleinen Mäuler lecken. Auch dieses Verhalten kann gewisse Hunde bis in das Erwachsenenalter begleiten. Diese Art von Kommunikation wenden Hunde auch durchaus gerne bei Frauchen oder Herrchen an und kann als höfliche Geste der Kommunikation aufgefasst werden.

Aus Hygienegründen oder zur Wundheilung

Obwohl die Fellpflege häufig nur mit Katzen in Verbindung gebracht wird, nutzen auch Hunde ihre Zunge sowie den Speichel, um sich gründlich zu putzen. Das Ablecken befreit ihr Fell von Schmutzrückständen, richtet zerzauste Haare oder entfernt Bakterien aus kleinen Wunden. Mit der Fellpflege beginnen sie häufig in völlig entspannten Situationen. Beispielsweise wenn sie in ihrem Hundebett oder auf dem Sofa der Familie liegen. Auch untereinander putzen sich Hunde. Dabei werden häufig das Gesicht inklusive Ohren des anderen gesäubert. Das kann durchaus auch auf den Menschen übergehen, wenn dieser als Rudelmitglied oder sogar Rudelführer angesehen wird. Der Hund leck dann meist sehr zärtlich über des «Fell» seines Lieblingsmenschen. Manchmal kommt es auch vor, dass sich Ihr Hund gezielt eine verwundete Stelle wie beispielsweise eine Schürfung oder einen Mückenstich aussucht und diesen gefühlsvoll leckt. In der Hoffnung den Heilungsprozess so zu beschleunigen. Am besten akzeptieren Sie dieses Verhalten und versuchen die Wäsche durch die Hundezunge wenigstens für einen Moment zu geniessen. Denn eigentlich ist dies eine sehr liebevolle und umsorgte Verhaltensweise und kann auch als Liebesbeweis angesehen werden.

In Stresssituationen

Wie wir Menschen nehmen auch Hunde negativen Stress wahr. Bei Personen schlägt Stress beispielsweise auf den Magen, andere haben vermehrt Lust nach Zucker, kauen an ihren Nägeln oder vieles mehr. Bei Hunden kann sich Stress ebenfalls auf verschiedenste Arten zeigen. Oftmals durch körperliche Anspannung, vermehrtes Bellen, Aggressionsentwicklung, Lecken des eigenen Mauls oder zu häufiges Putzen des eigenen Fells oder der Pfoten. Wenn Ihr Hund Ihnen vollkommen vertraut, kann es auch vorkommen, dass er Sie in Stresssituationen ableckt, um sich selbst abzulenken und gleichzeitig zu beruhigen. Wenn Sie merken, dass ihr Liebling gestresst ist, sollten Sie ihn aber keinesfalls bemitleiden oder unbewusst belohnen, sondern Sicherheit ausstrahlen. Beruhigt sich ihr Hund jedoch nach mehreren Stunden noch immer nicht, so gibt es auch spezielle Anti-Stress und Beruhigungsprodukte, wie beispielsweise CBD-Öle oder -Snacks, die sich in vielen Fällen bewährt haben. Was für eine Wirkung CBD auf Ihren Hund hat, können Sie in unserem Blog «Wie wirkt CBD-Öl bei Hunden und Katzen?» nachlesen.

All diese Gründe gehören zur natürlichen Verhaltensweise eines Hundes und drückt dessen Stimmung aus. Somit ein Verhalten, welches keinesfalls auf irgendeine Art und Weise bestraft werden sollte. Es ist definitiv keine schlechte Angewohnheit und jede Person kann für sich selbst entscheiden, ob und wie weit sie es zulassen möchte von einem Hund abgeleckt zu werden. Wenn es bei Ihnen unerwünscht ist, können Sie dies Ihrem Hund selbstverständlich auch klar machen und ihm beibringen, dass er das «Abschlecken» bei Ihnen lassen soll. Am besten wenden Sie sich direkt von Ihrem Hund ab, wenn dieser die Zunge «ausfährt» und schenken ihm eine Weile keine Beachtung. So sollte ihm ziemlich bald bewusst werden, dass er mit seinem Lecken das Gegenteil von dem bewirkt, was er sich wünscht, nämlich die soziale Interaktion.

Können über den Speichel Krankheiten übertragen werden?

Tatsächlich können sich Krankheiten über den Speichel des Hundes auf den Menschen übertragen. Vor allem der Kontakt von Schleimhaut zu Schleimhaut sollte bestmöglich vermieden werden, damit keine Krankheitserreger übertragen werden. Darmparasiten sind grundsätzlich nur über den Kot übertragbar. Sie können aber auch übertragen werden, wenn Ihr Hund Ihnen über das Gesicht leckt, seine Zunge dabei Ihre Mundpartie berührt und er sich kurz vorher im Intimbereich gesäubert hat. Auch andere Arten von Bakterien können auf den Menschen übertragen werden. Daher ist es wichtig, dass Sie Ihre Hände oder Ihr Gesicht gründlich waschen, bevor Sie Ihr Abendessen zubereiten oder sich die Augen reiben. Vor allem bei Kleinkindern ist Vorsicht geboten, da deren Immunsystem noch nicht sehr stark ist und sie somit besonders anfällig für Krankheiten sind. Um nichts zu riskieren, sollten Sie umgehend den Hundesabber an den Händ- und Füsschen der Kleinen abwischen.  

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Quellen:

  • https://einfachtierisch.de
  • https://www.nutricanis.de
  • https://tierliebhaber.de
  • https://www.tenetrio.de
  • Adobe Stock

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