Wildtierfütterung im Winter – Ja oder Nein?

Jedes Jahr stellen sich Tierfreunde und Tierfreundinnen dieselbe Frage: Ist es in den kalten Wintermonaten nötig, Wildtieren eine zusätzliche Futterquelle zur Verfügung zu stellen? Natur- und WildtierschützerInnen raten dazu, dies nicht zu tun – aus folgenden Gründen.

Wildtiere sind wahre Überlebenskünstler

Die Natur ruht während den Wintermonaten und das Nahrungsangebot für Wildtiere ist mehrheitlich gering sowie nährstoffarm. Aus diesem Grund versuchen die Tiere nicht unnötig Energie zu verbrauchen und ziehen sich häufig in Lebensräume zurück, wo sie ungestört sind. Dafür haben sie über die Jahre verschiedene Strategien entwickelt. Das Schalenwild, zu dem die meisten Paarhufer wie Reh-, Dam-, Gams-, Stein-, Schwarz- und Rotwild gehören, wandert beispielsweise beim ersten Schneefall in einen störungsarmen Wintereinstand und vermindert seine Aktivität auf ein Minimum. Die Körpertemperatur sowie der Puls wird gesenkt, der Stoffwechsel reduziert und die Verdauungstätigkeit angepasst. Die Futterreserven, die sie sich im Sommer angefressen haben, helfen ihnen den Winter zu überstehen. Es werden aber nie alle Tiere den Winter überstehen. Immer wieder werden extrem harte Wintermonate jungen oder bereits geschwächte Tiere zum Verhängnis. Das stellt meist aber kein Problem für das Fortbestehen der Wildtiere dar, denn der Winter sorgt lediglich für ein natürliches Gleichgewicht im Lebensraum.

Die innere Uhr der Wildtiere – Winterschlaf und Winterruhe

Von Oktober bis März begeben sich Wildtiere, vorwiegend Säugetiere, in den Winterschlaf. Der Winterschlaf wird gesteuert durch das Nervensystem des Tieres, wobei die warmblütigen Tiere für begrenzte Zeit kaltblütig werden. Dazu gehören unteranderem Igel, Siebenschläfer, Haselmäuse und Murmeltiere. Ausgelöst wird diese Umstellung durch die Aussentemperatur, Nahrungsmangel und den Jahresrhythmus der «inneren Uhr», die alle Säugetiere innehaben. Beginnt ein Tier mit dem Winterschlaf, werden sämtliche körperlichen Funktionen auf ein Minimum reduziert und die Fettreserven angezapft, welche sich das Tier idealerweise vorher angefressen hat. Die Schlafphase ist, entgegen der Vorstellung eines dauerhaften Schlafs, in Abschnitte unterteilt: Die Ruhephasen werden abgelöst von aktiven Phasen, in denen mitunter der Schlafplatz gewechselt wird. In dieser Zeit kommen die entsprechenden Wildtiere komplett ohne Nahrungszufuhr aus.

Im Gegensatz zum Winterschlaf ist die Winterruhe von längeren Aktivphasen geprägt. Bei verhältnismässig wärmeren Temperaturen verlassen die Tiere Ihre Behausungen und begeben sich auf Futtersuche. Wenn es jedoch extrem kalt ist, bleiben sie in ihren Höhlen oder Nestern und schlafen meist. Die Körpertemperatur ändert sich währen der Winterruhe bei den Tieren nicht. Winterruhe halten beispielsweise Eichhörnchen, Marder, Dachse aber auch Braunbären.

Ohne Stress durch den Winter

Werden Tiere durch Futterangebote angelockt oder im Winter gestört, verlassen sie ihren gewohnten Lebensraum. Durch lange Wanderungen, Flucht oder Auseinandersetzungen in der Gruppe werden wertvolle Energien verbraucht, die sie für die restlichen Wintermonate dringend benötigen. Für Wildtiere ist es somit enorm wichtig, dass sie im Winter möglichst nicht gestört werden. Am meisten tote Tiere sind dort zu finden, wo der Mensch eingreift und Störungen verursacht.





WICHTIG: Halten Sie sich unbedingt an Wildruhezonen, denn unsere Tiere brauchen vor allem Ruhe und intakte Lebensräume! Wo sich die Wildruhezonen befinden, können Sie auf der eingefügten Karte sehen.

Warum die zugeführte Fütterung für Mensch, Tier und Natur gefährlich sein kann

Wälder leiden darunter
In Bezug auf Schalenwild entspricht zugeführtes Futter nicht der normalen Winternahrung und führt demnach dazu, dass diese ihre Nährstoffaufnahme durch den Verzehr von Rohfasern wie Baumrinde auszugleichen versuchen. Das Resultat: Schalenwild verursacht durch zugeführte Futterquellen oftmals Verbiss- und Schälschäden an (Jung-)Bäumen und gefährdet dadurch die Wälder.

Seuchengefahr für Mensch und Tier
Weiterhin sehen sich Wildtiere durch offene Komposte gefährdet. Ungesicherte Futterreste steigern nämlich die Seuchengefahr. Infektionskrankheiten können über direkten Kontakt oder indirekt über das Futter von Wildtier zu Wildtier aber auch von Wildtier zu Nutztier übertragen werden. Gewisse Nutztiere, können die Krankheit dann sogar auf uns Menschen weitergeben.

Gefahren im Siedlungsgebiet

Futterstellen werden häufig in der Nähe von Siedungsräumen aufgestellt. Nicht selten wird Fallwild in diesen Umgebungen gefunden, da sie auf ihren Wanderungen häufig Verkehrsstrassen zum Verhängnis werden. Beim Aufstellen von Futterstationen in Gärten besteht auch immer die Gefahr, dass die gefiederten Tiere in gläserne Windschutzwände oder Fenster prallen. Da sich der umgebene Lebensraum in den Scheiben spiegelt, erkennen sie diese nicht frühzeitig.

Raubtiere im Schlepptau
In gewissen Regionen der Schweiz ist der Wolf und Luchs zurückgekehrt. In diesen Gebieten ist die Fütterung von Wildtieren besonders heikel! Denn wo sich viele Wildtiere auf engem Raum aufhalten, sind häufig auch die Raubtiere nicht weit. Nicht nur Füchse, sondern auch Wölfe und Luchse, dringen auf der Suche nach Futter bis in die Siedlungen vor und reissen dort Schafe, Hühner oder andere Nutztierarten.

Fazit: Grössere Wildtiere, vor allem Raubtiere, die den Menschen normalerweise meiden, sollen keinesfalls gefüttert werden. Sie jagen ihr Futter im Winter selbst und das Angebot ist auch noch immer ausreichend.

Wie Sie Wildtiere im Winter unterstützen können, die darauf angewiesen sind

Um Wildtieren den Winter möglichst angenehm zu gestalten, gibt es doch einige Dinge, die wir als Menschen für sie tun können. Besitzen Sie einen Garten mit Hecken, Wiesen oder einem Gartenteich, bietet sich den Winterschläfern eine ideale Gelegenheit, ihren Winterspeck anzufressen und den Winter zu überdauern. Durch die Ansammlung von Steinen und dünnen Zweigen in kleine Haufen können Sie Winterquartiere für Amphibien, Reptilien und auch Igel schaffen und ihnen somit einen warmen Rückzugsort bieten.

Diesbezüglich ist zu beachten, dass im Herbst und Winter bestehende Kompost- oder Reisighaufen nicht umgewälzt werden. Das Risiko, ein darin schlafendes Tier dabei zu töten, ist relativ hoch. Für Igel in Not haben wir Spezialfutter im Sortiment. Weitere wissenswerte Informationen über den Igel und wann sie unsere Hilfe benötigen, finden Sie in unserem Blog.

Besonders bei Minusgraden, wenn alles zufriert, ist auch Wasser oft «Mangelware». Über eine Schale mit frischem Wasser freuen sich daher sowohl Vögel als auch Kleinsäuger wie Igel oder Eichhörnchen. Achten Sie dabei darauf, dass der Wasserstand ca. zwei bis drei Zentimeter hoch ist. Geben sie immer wieder warmes (nicht heisses) Wasser dazu, damit sich kein Eis bildet. Eine andere Möglichkeit ist das Unterlegen einer Heizplatte, am besten eine, die in der Mikrowelle erwärmt werden kann und einige Stunden warmhält. Legen Sie zudem einen flachen Stein in die Schale, auf dem Vögel gut landen können und reinigen Sie die Schale regelmässig.  

Weshalb Wildvögel das ganze Jahr über gefüttert werden sollten, erfahren Sie hier. In unserem Blog «Futter für Wildvögel & Hühner» können Sie zudem nachlesen, was zu einer artgerechten Ernährung gehört.

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Quellen:

  • https://uelzener.de
  • https://naturschutz.ch
  • https://www.deutschewildtierstiftung.de
  • https://www.24garten.de
  • https://stop-fuetterung.ch
  • Adobe Stock

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