QUALIPET Blog – Rund um Tiere & Tierzubehör

Hundetraining: Trainingstechnik «Shapen»

Hundetraining, clickertraining hund shapen

Hundetraining, insbesondere Kunststücke, sind wertvolle Trainingselemente, um den Vierbeiner im Alltag gesellschaftstauglich zu führen. Ganz nebenbei dienen sie dem Aufbau und Erhalt der körperlichen und geistigen Fitness.

Als unsere Reporterin mit ihrem Malamute diese Trainingstechnik erstmals ausprobierte, war sie überwältigt von seinem Ideenreichtum. Er bot ihr vielfältige und interessante Optionen an, darunter «Im Kreis springen», «Gegenstände herumschleudern», «Mit den Vorderpfoten ‹stämpfelen›», «In der Wohnung umhertraben», «Über die Sofalehne springen» und viele andere Verhaltenskreationen. Schnell musste sie erkennen, dass sie ihm einen klareren Rahmen bieten muss, innerhalb dessen er sich ausprobieren kann, um keine Unfälle oder Schäden an der Wohnungsreinrichtung zu provozieren. Dagegen gibt es sehr viele Hunde, die zu Beginn dieser Übung völlig aus dem Konzept geraten und gar nichts anbieten oder alternativ ihre bereits bekannten Übungen stereotyp abspulen in der Hoffnung, dass etwas dabei ist, was belohnt wird.

Für beide Hundetypen ist diese Trainingstechnik spannend. Besitzer eines kreativen Hundes können sich von ihrem Vierbeiner inspirieren lassen und neue Trainingsideen erhalten. Hunde, die eher unselbstständig sind, lernen aus sich herauszukommen und frei auszuprobieren, werden kreativer und damit selbstbewusster.

Trainingstechnik «Shapen»

Bei dieser Trainingstechnik wird ein Verhalten aus dem «Nichts» heraus geformt. Dies erfordert etwas Übung im Umgang mit dem Markersignal, weshalb wir diese erst einmal beschreiben. Beginnen Sie damit also bitte nicht, wenn Sie und Ihr Hund noch unerfahren sind. Anfangs werden kleine Veränderungen der Körperhaltung, der Blickrichtung oder Bewegung mit dem Markersignal «eingefangen» und belohnt. Später ertönt das Markersignal erst bei einer intensiveren Ausführung oder nach der Aneinanderreihung verschiedener Handlungen. Geübte Trainer können durch einen geschickten Aufbau komplexe Handlungsketten mit dem erfahrenen Vierbeiner erarbeiten, wie beispielsweise das Aufräumen von Gegenständen.

Gerade zu Beginn dieser Trainingstechnik ist es jedoch sinnvoll, erst mal alles offen zu lassen und nicht zu früh ein spezielles Ziel anzuvisieren. So können später aus der gewonnenen Kreativität viele verschiedene Aufgaben herausgeformt werden.

Trick “Schäm dich”

Das Trainingsziel:

Nach einem ausgewählten Signal beginnt Ihr Hund frei auszuprobieren, welches Verhalten lohnend sein könnte. Im Laufe einer Lektion bringt der Vierbeiner immer wieder neue Kreationen ein oder intensiviert einzelne Aspekte. Später können einzelne Kreationen herausgearbeitet und für eine konkrete Aufgabenstellung herangezogen werden.

Vorbereitung:

Los geht’s:

Es ist nicht zwingend nötig, einen Gegenstand für dieses Training anzubieten, Sie können es auch ohne versuchen. Durch einen neuen Gegenstand wird allerdings die Neugier gefördert, wodurch Sie gleich zu Beginn viele Möglichkeiten haben, kreatives Verhalten zu belohnen. Dadurch gestaltet sich der Trainingseinstieg leichter, zudem wird das Einstiegsritual klarer. Bereiten Sie Ihren Hund auf die gemeinsame Trainingslektion vor, wie Sie es immer machen, noch bevor Sie den Gegenstand hinzuholen.

Das Kommando «Bleib» oder «Warten» kann im Alltag in vielen Situationen hilfreich sein.

Ritualisierter Übungseinstieg

Fast alles wird belohnt

Wenn Sie aufmerksam sind, wird es kaum Wartezeiten zwischen den Belohnungen geben und es kommt nur sehr kurz Frust auf. Kurzer Frust sorgt optimal für eine Intensivierung des Verhaltens, was direkt wieder für eine Belohnung sorgt. Das ist sehr wichtig, damit Ihr Hund nicht den Spass am Spiel verliert und das Trainingsziel erreicht werden kann.

Denken Sie an kleine Trainingseinheiten mit kurzen und längeren Pausen. Diese Trainingstechnik ist sehr anspruchsvoll und führt zu einer schnellen Ermüdung von Hund und Halter.

Beenden Sie die Lektion offensichtlich & räumen Sie alles wieder weg.

Beenden Sie die Lektion für Ihren Vierbeiner offensichtlich, damit er nicht im Training «hängen bleibt» und weiter probiert. Bieten Sie Ihrem Hund zum Abschluss beispielsweise einen Jackpot und räumen Sie anschliessend den Gegenstand und die Leckerli wieder weg. Erst wenn er einige Zeit zur Ruhe gekommen ist, laden Sie ihn erneut für eine Lektion ein.

Anforderung erhöhen, Kreativität fördern

Das Spannende an dieser Übung ist, dass wir Ihnen nicht sagen können, was Ihr Hund daraus macht. Ihr Trainingspartner kommt vielleicht auf Ideen, die uns nicht im Traum einfallen würden. Das ist auch gleichzeitig die grösste Herausforderung für Sie. Erwarten Sie nichts und locken Sie auch nicht. Belohnen Sie einfach alles, was irgendwie interessant aussieht. Nur bei absoluten Härtefällen können Sie versuchen, Ihren Vierbeiner aktiv zu einer Interaktion mit dem Objekt anzuregen, um mehr Aktivität zu erhalten. Wechseln und kombinieren Sie auch gerne die Objekte, um neue Verhaltenskreationen zu erhalten.

Lassen Sie sich überraschen, was in Ihrem Hund steckt und erfreuen Sie sich an seiner wachsenden Kreativität! Haben Sie und Ihr Vierbeiner die Idee des «Shapens» begriffen, können daraus gezielt Handlungen selektiert und zu Kunststücken ausgearbeitet werden.

Quellen:

• Erschienen im Schweizer Hunde Magazin 2/20, Autor Katrin Schuster
• Adobe Stock

Die mobile Version verlassen